Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Biographien.[]

(1809) Nordische Miszellen. Zwölfter Band. Hamburg, bei A. Bran, 1809.

(1811) Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811.

(1811) Neue historische und geographische Gemählde oder Charakteristiken merkwürdiger Personen und Darstellungen wichtiger Begebenheiten unserer Zeit. Bearbeitet von J. B. Schütz. Wien, 1811.

(1812) Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 142.

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Spencer Perceval.[]

[1]

(Eine Biographische Skizze.)

Spencer Perceval, Kanzler der Schatzkammer, und jetzt auch erster Lord des Schatzes, stammt aus einem alten Normannischen Geschlechte, dessen schon im zwölften Jahrhunderte Erwähnung geschieht. -- Er ist der zweite Sohn des verstorbenen Grafen von Egmont, und ward am 1. November 1762 zu London geboren. In seinem achten Jahre hatte er das Unglück seinen Vater zu verlieren. Seine erste Erziehung empfieng er zu Charlton in Kent, und als er das gehörige Alter erreicht hatte, ward er auf eine der großen öffentlichen Schulen gesandt. Späterhin begab er sich auf die Universität zu Cambridge, wo er seine Studien vollendete. Hier erhielt er den Grad eines Magisters der freien Künste, wodurch ihm der Weg zu den Gerichtsschranken sehr erleichtert ward. So glänzend er auch seine juristische Laufbahn eröffnete: so hatte er doch nur eine sehr beschränkte Praxis. Indessen betrachtete man ihn schon als einen Mann, welcher höher strebte, denn er ward bald zum Anwald der Admiralität ernannt, und erhielt im Jahre 1799 "the silk gown". *) Auch mußte er sich sehr geschmeichelt finden, daß die Universität zu Cambridge ihn zu einem ihrer Anwalde ernannte. Von dieser Zeit an gieng er mit seine Beförderung sehr schnell, denn im Jahre 1801 folgte er dem Sir William Grant, dem jetzigen Ober-Archivar, (Master of the Rolls) als Anwald (Solicitor) und im Jahr 1802 ward er General-Fiscal (Attorney General) an der Stelle von Sir Edward Law, jetzigem Lord Ellenborough, Ober-Richter, (Chief Justice) Letzteres Amt verwaltete er bis Herr Fox und Lord Grenville im Jahr 1806 ans Ruder kamen.

*) The habit of a particular office or profession. Ashe.
Gownsman, a man whose proper habit is a gown, an Student at a University. Ashe.
So wie man in Deutschland sagt: "er empfieng den Doctorhut von der Juristischen Facultät."

Lange vor dieser Periode, nämlich im Jahr 1790, hatte sich Herr Perceval mit der jüngern Tochter von Sir Thomas Wilson erwählt, und 16 Kinder waren der Segen dieser fruchtbaren Verbindung. Herr Perceval hatte sich schon im Anfange seiner politischen Laufbahn, theils von seinem Ehrgeize gespornt, theils von seiner ursprünglichen Bestimmung getrieben, für eine Stelle im Parlament entschieden. Der Krieg mit Frankreich stimmte nur zu sehr mit seinen eignen Wünschen und denen seiner Familie überein, und er ließ keine Gelegenheit unbenutzt seine politischen Grundsätze an den Tag zu legen. Mit Herrn Pitt war er nur obenhin bekannt. Doch sagt man, daß er sich als ein großer Bewunderer der Beredsamkeit dieses Ministers gewöhnlich bei dessen öffentlichen Reden eingefunden, und dessen Aufmerksamkeit zuerst durch ein politisches Pamphlet auf sich gezogen haben soll. Endlich ereignete sich eine Begebenheit, in Folge deren sich dem Herrn Perceval eine Gelegenheit darbot, die so lange gewünschte politische Laufbahn zu betreten. Durch den Tod seines Oheims mütterlicher Seite ward die Stelle eines Repräsentanten für den Burgflecken Northampton erledigt, um welche er sich bewarb, und auf die hergebrachte Weise gewählt wurde. Es ist im Parlamente gebräuchlich, daß diejenigen Mitglieder, welche nach höhern Stellen streben, gewöhnlich ihre öffentliche Laufbahn damit beginnen, daß sie es mit der Opposition halten, und die Aufmerksamkeit des Publicums durch eine wohlstudirte Rede *) auf sich zu ziehen suchen. Keines von beiden war bei Herrn Perceval der Fall.

* A set speech.

Die erste Rede, wodurch er die Aufmerksamkeit des Unterhauses auf sich zog, hielt er zur Rechtfertigung der Nothwendigkeit einer neu einzuführenden Abgabe, und Herr Sheridan, der sie beantwortete, gab ihr das Zeugniß, daß sie das große Talent, die Freimüthigkeit und die ausgezeichnete Beredsamkeit des Redners beweise.

Mr. Perceval beschäftigte sich überhaupt schon damals sehr eifrig mit den Finanzen, und vertheidigte unter andern im December 1798 Pitt's Entwurf zur Eintreibung der auferlegten Taxen. Bei dieser Gelegenheit sagte er dem Herrn Tierney, dem Gegner dieses Entwurfes, "seine Meinung sei, daß beides ohne Widerspruch unmoralisch wäre, ob man seine geliebte oder den Staat hintergehe."

Im Juni 1800 schlug Mr. Perceval im Parlament vor: "Strenge gesetzliche Maßregeln gegen den Ehebruch anzuordnen, und sprach vier Tage darauf sehr weitläuftig für eine Bill, die Bezug auf Klösterliche Einrichtungen hatte, und er äusserte bei dieser Gelegenheit unter andern folgende Grundsätze:

"Es ist die Tendenz einer jeden Religion, die Zahl ihrer Bekenner zu vermehren; keine aber zeichnet sich so sehr durch eine vorwaltende Bekehrungssucht aus, als die der Katholiken. Sie streben, die ganze Nation zu ihres Gleichen zu machen, und beweisen dadurch ihren Dank, wenn man sie duldet. Wir müssen, sagte Perceval, demnach auf unserer Hut seyn, damit ihnen dieser Plan nicht gelinge, weil der Geist des Kotholicismus dem Geiste unserer Staatseinrichtung schnurstracks zuwider ist."

"Kein Engländer kann sich einer höhern Achtung vor religiöser Duldung rühmen, als ich zu hegen von mit überzeugt bin. Aber diese Achtung schließt keinesweges die Vorsicht aus, daß Pabstthum (Popery) in diesem Lande nicht vorherrschend werden zu lassen. Ich möchte keinem Menschen wegen seiner religiösen Ueberzeugung ein Haar krümmen; aber dennoch kann ich mich nicht überzeugen, daß die Katholiken die besten Unterthanen unseres Staates sind."

Im Jahrc 1802 ward er, wie schon angeführt, Attorney-General, welches wichtige Amt er fast vier Jahre lang bekleidete. Als solcher vertheidigte er im Parlament Pitts Administration, und sprach während der des Mr. Addington gegen die Bill, wodurch insonderheit Lord Melville angeklagt wurde. Er vertheidigte am 24. Mai 1803 den Ursprung des gegenwärtigen Kriegs mit Frankreich, und nannte ihn "einen Kampf, der sich auf ehrenvolle Gründe stütze; keinen Augenblick könne man an seiner Nothwendigkeit zweifeln, da die Macht eines so gefährlichen Feindes ins Ungeheure anwachse."

Durch Fox's Erhebung zum Staats-Minister war Perceval nahe daran, sein Amt, sein Ansehn und sein reichliches Einkommen einzubüßen. Allein da jenes Ministerium nur etwas über ein Jahr dauerte, so ward Perceval bald darauf Mitglied des Cabinets und Kanzler der Schatzkammer.

Den ganzen wichtigen Einfluß seines Amtes bot er nun zuvörderst auf, um die Mehrzahl der Einwohner Irlands, bekanntlich Katholiken, die ihre Bitten um bürgerliche Rechte vor den Thron brachten, durch sein Losungswort "No Popery!" zurück zu schrecken.

Viel schwerer ward es ihm den Angriff auf Copenhagen und die Wegnahme der Dänische Flotte vor dem neuen Parlamente zu vertheidigen, und er, der gewandte Mann, wußte sich bekanntlich nicht anders zu helfen, als durch die Behauptung: "die Minister hätten in Erfahrung gebracht, daß der Französische Kaiser die Absicht hege, die Flotten Europa's und, vorzüglich die Dänische, gegen England zu gebrauchen."

Perceval leitete schon im Laufe des Jahres 1807 das Cabinet, und ist, wie sein Biograph meint, *) von der Zeit an als eigentlicher Premier-Minister zu betrachten. Als Financier entfaltete er große Talente, und die Uebersicht der Budgets der letzten Jahren gereicht ihm unwidersprechlich zu großem Ruhme.

*) Public Charcters oft 1809 - 10, pag. 485.

Seine Einkünfte waren schon vor seiner neuen Standeserhöhung sehr beträchtlich; als Kanzler der Schatzkammer erhält er jährlich ein Gehalt von 2600 Pf. Strl.; für sein Amt bei der Tresorie jährlich 1600 Pf. Strl.; als Kanzler des Herzogthums Lancaster jährlich 4525 Pf. Strl.; als Aufseher über das Schmelzen und Beamter bei den Eisen (Clerc of the Irons) in der Münze, jährlich 126 Pf.. Ausserdem hat er die Anwartschaft, nach dem Tode seines Bruders, Lord Arden, gewisse Pfründenämter, und solche zu genießen, die er durch Deputirte verwalten lassen darf, und die, nach der eigenen Schätzung dieser Herren, einen baaren Werth von 12562 Pf. Strl. jährlich abwerfen. Diese Angaben, die durch die im letzten Juni dem Hause der Gemeinen vorgelegten Berichtserstattung zu beweisen sind, zeigen, daß Mr. Spencer Perceval schon damals 8851 Pf. Strl. jährlich aus den Staatseinkünften zog, und daß, wenn sein Bruder einst mit Tode abgeht, er jährlich ein Einkommen von 21,413 Pf. Strl. aus den Staatseinkünften erhalten wird. **)

**) Siehe Cobbetts Annual-Register 1809.

Uebrigens steht dieser Staatsmann in dem Rufe großer Redlichkeit und der besten Sitten. Er ist beredt, lebhaft und gewandt, selbst bei wichtigen Gelegenheiten. Seine Reden sind fließend, deutlich und wohl zusammenhängend, und ohne Lord Norths gutmüthige Laune, Foxs gründliche Entschiedenheit, und seines Vorgängers, William Pitt's, kühne unwiderstehliche Kraft zu besitzen weiß er doch, das Unterhaus für sich einzunehmen, und zu überzeugen.

Vormals soll er als Jüngling in seinen gerichtlichen Reden oft sehr bitter von den Männern, die entgegengesetzte politische Meinungen hegten, geredet und sie Jacobiner genannt haben. Doch in seinem reifern Alter scheint diese Heftigkeit abgekühlt zu seyn.

Im Unterhause herrscht seit langer Zeit die Meinung, die fast zum Sprüchwort geworden ist, daß "kein practischer Rechtsgelehrte, jemals ein großer Staatsminister werden könnte." Wie Mr. Perceval jetzt, da er durch den sonderbaren Zwist des Lords Castlereagh und Mr. Canning die höchste Cabinetswürde als erster Lord des Schatzes und als Kanzler der Schatzkammer vereinigt, sich zeigen werde, muß uns die neueste Zeitgeschichte lehren.


Spencer Perceval..[]

[2]

PortraitSpencerPerceval500x650

The Right Hon. Spencer Perceval.

Perceval, Spencer, englischer Premierminister, aus einer alten Familie abstammend, und zweyter Sohn des Grafen Egmont wurde am 1. November 1762 zu Audleysquare gebohren. Er studirte zu Cambridge und zeichnete sich als Advocat aus. Im Jahr 1802 ward er Oberrichter. Er zeigte sich immer als einen eifrigen Vertheidiger des Kriegs mit Frankreich. Nach Pitts Tode kam Fox und Grenville an die Spitze der Geschäfte; aber ihre Administration war von kurzer Dauer und nach einem Jahre nahm Herr Perceval selbst Sitz im Cabinet und bekam die Stelle eines Kanzlers der Schatzkammer. Er ist seit 1790 verheirathet, Vater von 15 Kindern und ein streng moralischer Mann.


Spencer Perceval, Minister Staatssekretär.[]

[3]
Zwar hat der politische Einfluß Englands auf das übrige Europa durch die neuesten Schicksale und Verhältnisse eine sehr bedeutende Verminderung erlitten, aber er ist noch nicht so unbeträchtlich geworden, als daß nicht mit Recht unsere Blicke auf den Mann gerichtet wären, der, in grosser Machtvollkommenheit an der Spitze der Staatsgeschäfte dieses Reiches stehend, zur Herbeyführung eines ruhigeren und günstigeren Zustandes der Welt sehr wesentlich beytragen könnte.

Diese Erwartungen beziehen sich auf Spencer Perceval, der gegenwärtig auf einem Posten steht, welchen ein patriotischer Britte im feurigsten Flug seiner Einbildungskraft, für den wünschenswerthesten auf dieser Erde halten würde. Spencer Perceval, der zweyte Sohn des Grafen von Egmont, wurde zu Audleysquare am 1. November 1762 geboren. Daß er seinen Vater schon im achten Lebensjahre verlor, hinderte seine sorgfältige Ausbildung nicht. Auf der Universität zu Cambridge erhielt er den Titel eines Magisters der Künste und späterhin wurde er Advokat bey der Admiralität. Im Jahre 1790 verehelichte er sich mit der Miß Jane Wilson, mit der er 15 Kinder zeugte. Der Krieg gegen Frankreich war ihm sehr erwünscht und er wurde ein lebhafter Bewunderer Pitt's. Nachdem sein Oheim, der letzte Graf von Northampton -- nach welchem er Spencer genannt wurde -- gestorben war, erhielt er für den Flecken Northampton die Stelle eines Parlamentsgliedes.

Statt nach Gewohnheit so vieler talentvoller Männer in dieser Eigenschaft seine Laufbahn damit zu eröffnen, daß er sich zur Opposition geneigt hätte, trat Perceval vielmehr zu Gunsten Pitt's auf. Die Finanzen wurden ein Hauptgegenstand seiner Aufmerksamkeit, und wie vertraut er sich mit denselben gemacht hatte, dieß bewies er besonders im December 1798, als er Pitt's neue Idee in Bezug auf die Behebung der Steuern vertheidigte. Seine Reden über eine nöthige Abänderung des Gesetztes, über den Ehebruch und über die Monastic institution Bill machten ihn immer vortheilhafter bekannt und sein ausgezeichnetes Benehmen veranlaßte, daß er 1801 zum Solicitorgeneral und im folgenden Jahre zum Attorneygeneral befördert wurde.

In dieser letzteren Eigenschaft sprach er aufs Nachdrücklichste für die Union Irlands, und mit kraftvoller Beredsamkeit vertheidigte er die Bill zu Abschaffung der im Marinewesen herrschenden Mißbräuche. Er war es, der am 24. May 1803 die, schon am 18. an Frankreich gemachte, Kriegserklärung vertheidigte, indem er sich damahls mit dem Gedanken schmeichelte, Frankreichs um sich greifende Macht werde gebrochen werden. In der Debatte, welche wegen der Petition der irländischen Katholiken im Jahre 1807 im Parlamente vorfiel äusserte er einen intoleranten Protestantismus. Mehrere der Maßregeln, welche von Fox und Grenville, während ihrer Ministeriallleitung vorgenommen wurden, galten einem großen Theil der Nation für inconstitutionell; Perceval widersetzte sich nebst Anderen denselben, und erntete einen ausgezeichneten Beyfall. Diese gemischte Administration währte nur ein Jahr, nach dessen Verlauf Perceval selbst im Kabinet Sitz und die Stelle eines Kanzlers der Schatzkammer erhielt. Obgleich sich Lord Cholmondely mit ein... furchtbaren Opposition den neuen Ministern widersetzte, so behaupteten sich diese dennoch im Uebergewicht.

Die Wegnahme der dänischen Flotte hat zwar Perceval durch eine bevorstehende Allianz Frankreichs mit Dänemark zu entschuldigen gesucht; allein actenmässige Beweise beyzubringen vermochte er nicht. Mag eine vorsichtige Politik immerhin diesen Schritt angerathen haben, so ist es doch zu bedauern, daß sie den allgemeinen Rechtsbegriffen zuwider, zugleich eine so gewaltthätige war. Die spanischen Angelegenheiten fanden von Seite Percevals die nachdrücklichste Unterstützung, welche die Engländer bisher einer verbündeten Macht geleistet haben; allein es ist doch zu besorgen, daß die Kosten dieser Ausrüstungen mit den Vortheilen, welche eine vorübergehende Diversion für sein Vaterland herbeyführt, in keinem Verhältnisse stehend erscheinen werden. Der Versuch, einen Coalitionskrieg auf dem Continent in Gang zu bringen, ist ihm ebenfalls mißlungen. Lobenswerth waren dagegen seine Bemühungen, das Entehrende des fortdauernden Sklavenhandels darzuthun.

Als Geschäftsmann betrachtet, rühmt man an diesem Minister ein gefälliges Betragen und die größte Bereitwilligkeit, gemachte Einwendungen durch Gründe zu beantworten; als Redner besitzt er einen wohlgeordneten Vortrag und die Gabe, die Gemüther zu lenken, und in seinen Privatverhältnissen hat er sich eine wohlbegründete Achtung zu erwerben gewußt.

Möchte die neue Lage Europa's diesen Minister nicht verhindern, die Wohlthat des Seefriedens auf das endlich errungene Glück des Continentalfriedens folgen zu lassen!


Public Characters.[]

[4]

In dem zu London 1809 erschienenen Bande der Public Characters findet man eine Notiz über Herrn Percevals Leben, wovon wir hier Folgendes ausziehen:

"Herr Spencer-Perceval stammt aus einer alten Familie; er war der zweyte Sohn von John Perceval, Grafen von Egmont in Seeland und Lovel-Holland in England. Er wurde zu London am 1sten November 1762 geboren. Herr Perceval verlor, als er acht Jahre alt war, seinen Vater. Er machte seine Studien im Trinitykollege zu Kambridge; wo auch einer seiner Vorfahren mit Heinrich Cromwell, dem Sohne des Protektors, studirt hatte. Er verfolgte zuerst die Laufbahn eines Advokaten, soll aber nur wenig Klienten gehabt haben. Dies hinderte indessen nicht, daß man ihn nicht für einen zu einer großen Rolle bestimmten Mann angesehen hätte. Im Jahr 1799 wurde er zum Kounsel bey der Admiralität und bey der Universität, wo er die gelehrten Stufen erstiegen hatte, ernannt. Seit diesem Zeitpunkte rückte Herr Perceval schnell in die Höhe: 1801 folgte er als Sollicitorgeneral dem Sir William Grant, dermaligem Master of the Rolls; 1802 wurde er Attorneygeneral und ersetzte Sir Edward Law, jetzigen Lord Ellenborough und Chief of the Justice. Dieses Amt versah Perceval bis zum Ministerium des Herrn Fox und Lord Grenville im Jahr 1806. Herr Perceval bemühte sich auch, ins Parlament zu gelangen. Der Krieg mit Frankreich war seinen und seiner Familie Wünschen gemäß; und schon früher hatte er sich durch den Eifer, den er in Leitung der Proceduren im Sinne des Ministeriums bewies, ausgezeichnet. Inzwischen stand er mit Herrn Pitt, der die Universität Kambridge drey Jahre vor Percevals Einschreibung verlassen hatte, nur in geringer freundschaftlicher Verbindung; er war aber doch ein großer Bewunderer der Beredsamkeit dieses Ministers, und fand sich stets auf der Gallerie ein, wenn derselbe eine Rede halten sollte. Er hatte auch Gelegenheit, Pitts Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem er ein politisches Pamphlet schrieb, worin er zu beweisen suchte, daß eine Anklage durch die Auflösung des Parlaments, das sie dekretirt hat, nicht erlösche. Bald konnte auch Herr Perceval seine Talente im Parlamente entwickeln. Durch den Tod eines seiner mütterlichen Oheime wurde die Deputirtenstelle für den Flecken Northampton im Unterhause erledigt, und er wurde durch den Einfluß seiner Familie dazu gewählt. Gewöhnlich fangen die, welche sich auf hohe Stellen Hoffnung machen, im Unterhause damit an, daß sie sich zur Opposition schlagen, und halten dann einige aufs Glänzen berechnete Reden. Herr Perceval that dies nicht. Am 8ten Juny 1797, in einem sehr kritischen Zeitpunkte, sah man ihn Herrn Pitt unterstützen, der bey Gelegenheit der Unruhen auf der Flotte in der Mündung der Themse sehr heftig angegriffen wurde; bald darauf schlug er eine Bill vor, um den Komplotten zu Erregung von Meuterey und Aufruhr zuvorzukommen und sie zu strafen. Herr Perceval zeigte zugleich eine Verfahrungsart an, wodurch alle Zögerungen vermieden wurden, und brachte die Errichtung einer Kommission mit unbeschränkter Vollmacht, die Strafbaren zur Deportation oder zum Gefängniß zu verurtheilen, in Vorschlag, welche auch angenommen wurde. Am 4ten Januar 1797 hielt er eine lange Rede zu Vertheidigung der Bill wegen der Assizedtaxes. Herr Sheridan gestand in seiner Beantwortung, daß diese Rede das größte Talent verrathe. Damals schien sich Herr Perceval vorzüglich mit Finanzgegenständen zu beschäftigen. Im December 1798 unterstützte er auch den neuen von Herrn Pitt zu Erhebung der Assizedtaxes vorgeschlagenen Plan. Am 19ten Juny 1800 begehrte Herr Perceval, daß die Gesetzgebung die Ehebruchsgesetze einer Revision unterwerfen möchte. Vier Tage nachher hielt er bey Gelegenheit der Bill über das Mönchswesen eine sehr lange Rede; er erklärte sich für einen Freund der Toleranz, behauptete aber, man dürfe keinen Dank für Alles was man für die Katholiken thun würde, erwarten; sie wünschten die ganze Nation zu bekehren, und es bedürfe großer Anstrengungen, um die Vorschritte des Papstthums zu hemmen xc. Als Attorneygeneral erklärte sich Herr Perceval unter Pitt für einen eifrigen Sachwalter der Union Irlands. Unter Addingtons Administration vertheidigte er mit vielem Nachdruck die Bill zu Abschaffung der in der Marine vorhandenen Mißbräuche, und wurde bey dieser Gelegenheit von Lord Temple, der sich wieder zur Opposition geschlagen hatte, lebhaft angegriffen. Am 23sten May 1803 zeigte sich Perceval als der hitzigste Anhänger des Kriegs mit Frankreich. 1807, zur Zeit der Petition der irländischen Katholiken, sah man ihn sich Herrn Foxens Motion eifrig widersetzen. Nach Pitts Tode gelangten Herr Fox und Lord Grenville zum Zweytenmale ins Ministerium; aber diese Administration dauerte nur ein Jahr; sie wurde gestürzt, und Herr Perceval trat als Kanzler der Schatzkammer ins Kabinet. Seine und seiner Kollegen Lage war nicht ganz ohne Schwierigkeit. Ihre Vorgänger hatten ihre Stellen durch den persönlichen Willen des Königs verloren; Se. Majestät hatten sich dazu entschlossen, als Sie eine Bill zu Erweiterung gewisser Freyheiten der irländischen Katholiken einbringen sahen. Allein die Katholiken bilden in einem Theile des Reichs die große Mehrheit der Einwohner. Eine andre Bill zur Erweiterung der Rechte der Geschwornen in den schottländischen Civilprocessen war schon in einem Parlamentshause durchgegangen, und Herr Windham hatte sich dadurch eine große Popularität erworben, daß er den Soldaten die Rechte und den Rang von Bürgern, nach einer gewissen Anzahl von Dienstjahren zusprechen ließ. Also wurde ein neues Parlament nöthig, um alle diese Maßregeln zu ändern oder zu modificiren; das Geschrey; kein Papstthum! erschallte von einem Ende Englands bis zum andern; eine Adresse des Herrn Perceval an seine Machtgeber brachte ihren Religionseifer in Bewegung und die Korporation von Northampton zeigte sich unter der Regierung Georgs III. als eben so entschiedene Gegnerin des Papstthums, als zu den Zeiten der Königin Elisabeth. Vergeblich bot die Opposition alle ihre Kräfte auf; die große Mehrheit entschied für die neuen Minister. Herr Perceval war in seinem Privatleben exemplarisch, als öffentlicher Beamter wird er wegen seiner Leutseligkeit gelobt. Als Redner betrachtet, ist er klar, fließend, schlußrecht. Er besitzt weder den natürlichen Witz des Lord North, noch die eindringende Folgerungskunst seines Nebenbuhlers, Karl Fox, und noch viel weniger die imponirende Beredsamkeit seines Vorgängers, William Pitt, aber er weiß sich in der Kammer der Gemeinen Gehör zu verschaffen, die Gemüther zu leiten, und seine Zuhörer zu überzeugen."


Herr Spencer Perceval.[]

[5]
Herr Spencer Perceval, aus einer alt-adlichen normännischen Familie, und jüngerer Sohn des Grafen von Egmont, ward den 1sten November 1762 geboren. Er widmete sich, nachdem er seine Studien zu Kambridge vollendet hatte, in London der Advokatur, hatte aber wenig Praxis. Seit ihn jedoch die Universität Kambridge durch Pitts Einfluß zu ihrem Anwald wählte, ward er schnell weiter befördert; 1801 zu, Kronanwalt, 1802 zum Generalfiskal (Atternoi-General). Im Parlament trat er zuerst als Mitglied für Nordhampton auf, wozu er an seines mütterlichen Oheims Stelle gewählt wurde, und zog zuerst die Aufmerksamkeit des Hauses durch eine beredte Vertheidigung einer vom Pitt-Addingtonschen Ministerium geforderten neuen Abgabe auf sich, vertheidigte auch nachher alle Maßregeln dieser Minister, z. B. 1803 den Widerausbruch des Krieges. Als Fox und Grenville 1806 die Zügel der Regierung übernahmen, lief er Gefahr, sein einträgliches Amt einzubüßen; weil aber jener bald starb, und dieser sich nicht behaupten konnte, so wurde Perceval weiter befördert, erst zum Schatzkanzler, und 1809, als Canning abging, auch zum ersten Lord der Schatzkammer, so daß er beyde von Pitt auch bekleidete Aemter verwaltete und das Ministerium einrichtete, welches bisher mit einigen Veränderungen bestanden hat, und großen Einfluß in demselben behauptete, selbst über den Marquis von Wellesley. Uebrigens stand dieser Minister in dem Ruf, ein redlicher Mann und von reinen Sitten zu seyn. Er hinterläßt eine zahlreiche, und nicht reiche, Familie (vor mehrerer Jahren wurden ihm zehn Kinder zugeschrieben). Schon einmal wurde ein englischer Premierminister ermordet, nämlich George Villier, Herzog von Buckingham, 1628. Felton, ein abgedankter irischer Lieutenant, stieß ihm ein Messer ins Herz, weil er jenen Günstling Karls I. für den Urheber aller dem Volk verhaßten Maßregeln der Regierung hielt.


Der englische Minister Perceval wird ermordet.[]

[6]
Der eilfte May 1812.

Durch Napoleons Continentalsystem hatten die englischen Fabriken einen sehr bedeutenden Stoß erlitten, welches zu verschiedenen aufrührischen Bewegungen Anlaß gab. Zu Nottingham wüthete die aufgebrachte Menge durch Rauben, Brennen und Morden; in Yorkshire konnte der Empörung nur duch Waffengewalt Einhalt gethan werden; in London wurde der Prinz Regent durch Bittschriften wegen Veränderung des Ministeriums bestürmt, und die Oppositionsparthey erklärte sich immer lauter gegen die sogenannten Geheimerathsbefehle. So war die Stimmung in ganz England, als am heutigen Tag Abends um fünf Uhr, eben da er in die Thorhalle des Unterhauses eintreten wollte, der Premier-Minister Perceval ermordet wurde. Die Bestürzung über diese unerwartete That war ausserordentlich, als die Nachricht in das Oberhaus des Parlaments kam, und noch stärker im Unterhause, wo man fürchtete, es möchten sich Mitverschworne in der Nähe befinden. Indessen blieb der Thäter nicht lange unentdeckt, er hieß John Billingham. Unglückliche Spekulationen im russischen Handel hatten ihn erst zu Klagen über Ungerechtigkeiten der Regierung, dann zu Drohungen verleitet, und als ihm von der Administration die Antwort wurde: es stehe ihm frey, so viele Böses zu thun, als er wolle, so faßte er den Entschluß, den Premier-Minister Perceval, den er kaum persönlich kannte, zu ermorden. Er schoß ihn in die Brust, so daß der Unglückliche sogleich zu Boden sank. Der Mörder wurde ergriffen, bey Nacht ins Gefängniß gebracht und wenige Tage darauf hingerichtet.


Zeitungsnachrichten.[]

1812.[]

Paris, den 16ten May. [7]

Privatnachrichten aus London melden: daß der Kanzler Perceval am 11ten, in dem Augenblick, wo er ins Unterhaus trat, durch einen Schuß getödtet worden sey. Der Meuchelmörder wurde sogleich verhaftet. Man hat noch keine nähere Auskunft über diesen scheußlichen Vorfall. und weiß bloß, daß die Generalpostadministration in London Staffetten nach allen Gegenden des Reichs abgeschickt hat, um dies Ereigniß bekannt zu machen.


Paris, den 19ten May. [8]

Es war am 11ten dieses, um 5 Uhr Abends, als Herr Perceval ermordet wurde. Die Kugel hatte das Herz getroffen, und er überlebte seine Verwundung nur 2 oder 3 Minuten. Herr Whitbread, General Gascoigne und eine große Anzahl anderer Mitglieder des Unterhauses eilten in den Gang, woselbst der Mord begangen war, und trugen den Sterbenden in das Zimmer des Sekretärs. Lord Arden empfing den letzten Seufzer seines Bruders. Es war General Gascoigne, der den Händen des Mörders das Pistol entwand; er hatte noch ein zweytes mit einer Kugel geladenes in der Tasche seiner Beinkleider. Nach Vollziehung seines Verbrechens setzte er sich auf eine Bank vor einer großen Anzahl Personen, und sagte ganz ruhig: "Ich bin der Elende, der den Schuß that." Er heißt John James Bellingham, war Kaufmann zu Liverpool, und hat seit einigen Jahren sein ganzes Vermögen verloren. Nach den englischen Journalen scheint es, daß er keinen persönlichen Haß gegen Herrn Perceval gehabt, sondern es mit dem Ministerium zu thun hatte, und dem Zufolge seine Rachsucht an dem Haupte desselben sättigte.

Als die Gerichtspersonen herbey gerufen waren, wurden mehrere Zeugen angehört, in deren Gegenwart der Meuchelmord verübt worden. Bellingham wurde unter Bedeckung nach New-Gate gebracht. Als er befragt wurde, wollte er einige Rechtfertigungsgründe anführen; aber Lord Castlereagh unterbrach ihn mit der Bemerkung, er solle dies für den Augenblick versparen, wo er vor dem Gerichte stehen werde; worauf er sagte: "Nun, so werde ich mich dann erklären, und mein Land wird mich richten." Dieser Vorfall hat in London große Bestürzung erregt.


Quellen.[]

  1. Nordische Miszellen. Zwölfter Band. Hamburg, bei A. Bran, und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1809.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Neue historische und geographische Gemählde oder Charakteristiken merkwürdiger Personen und Darstellungen wichtiger Begebenheiten unserer Zeit; nebst Schilderungen der durch die neuesten Schicksale ausgezeichneten, neu entdeckten oder näher untersuchten Länder und Völker. Bearbeitet von J. B. Schütz. Wien, 1811. Im Verlage bey Anton Doll.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 142. Donnerstag, den 13. Juny 1812.
  5. x
  6. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 125. Freytag, den 24. May 1812.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 132. Sonnabend, den 1. Juny 1812.
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