Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Schlacht bey Tournai.[]

Der zwey und zwanzigste May 1794.

Die Eröffnung des Feldzugs von 1794 war für die alliirten Mächte von den schönsten Vorbedeutungen. Schon in den ersten Tagen des Monats April hatte sich das österreichische Haupt-Heer unter dem Feldmarschall Prinzen von Koburg mit der englisch-hanövrischen Armee unter dem Herzog von York und der holländischen unter dem Erbprinzen von Oranien vereinigt, sich in der Mitte von den im vorigen Feldzug eroberten Festungen furchtbar zusammengezogen, gerade dem zwischen Guise und Landrecies kantonirenden Mittelpunkt der fränkischen Nordarmee gegenüber. Die ganze feindliche Truppenkette wurde in acht Kolonnen angegriffen, das Lager von Landrecies genommen und die Franken zurück geworfen, worauf Kaiser Franz II. als Sieger unter einem unbeschreiblichen Volksjubel in Brüssel einzog. Jetzt machte man in Paris den gigantischen Plan, daß die miteinander wirkenden Armeen des Nords und der Ardennen, jene von West-Flandern, diese zwischen der Sambre und Maas her, an den beyden Flügel der Alliirten vorrücken, sie umringen, die Communicationen abzuschneiden drohen und so den Feind in die Alternative setzen sollte, entweder das von ihm besetzte Terrain augenblicklich zu räumen, oder in dasselbe eingeschlossen zu werden und umzukommen.

Die Alliirten hatten kaum die Festung Landrecies genommen, als die Franken in Flandern einfielen. Dennoch behaupteten jene ihre alte Stellung und thaten den Franken durch einzelne Korps großen Schaden, obwohl die Kolonne des Herzogs von York von Pichegrü am 17. May angegriffen und bis Tournai zurückgeworfen ward. Hier wurde denn am heutigen Tag eine der denkwürdigsten Schlachten des Feldzugs von 1794 geliefert. Sie begann früh um sechs- endete erst Abends neun Uhr und soll beeden Theilen zusammen zwanzigtausend Mann Todte und Verwundete gekostet haben. Der Kaiser Franz focht in der Mitte seiner Krieger, unter ihm kommandirten Koburg, York und Oranien. Mit ungeheuerm Ungestümm waren die Franken auf einigen Punkten schon so nahe an Tournai, daß von den Rauchwolken der Schlacht die Stadt ganz in Nacht gehüllt war. Durch unerschütterliche Tapferkeit behaupteten sich die Alliirten zuletzt doch in ihrer Stellung und zwangen den Feind, sich in die seinige zurück zu ziehen.


Schlacht bei Tournay.[]

Der 22. May 1794.

Nach dreytägigen nicht glücklichen Gefechten im May 1794 bezog die verbündete österreichisch-englisch-hessische Armee in Flandern eine feste Stellung bei Tournay, wo sich die Hauptquartiere Kaisers Franz von Oesterreich und des Herzogs von York befanden. Pichegru griff in der Absicht, dort über die Schelde zu setzen und Tournay zu belagern, diese Stellung am 22. früh um 7 Uhr an. Während er den linken Flügel der Alliirten durch Scheinangriffe beschäftigte, fiel er ihren rechten mit der grössten Heftigkeit an, weil er auf demselben an den Fluss vordringen wollte. Hier waren Warcoing Templeneuve, Pont a Chin und Blandain die Punkte, auf welchen mit wechselndem Glücke am heftigsten gekämpft wurde, und wo die General-Majors Kowachevich, Graf Bellegarde und der General der Cavallerie Fürst Waldek die grössten Anstrengungen der Tapferkeit bewiesen. Besonders wurde bei Templeneuve alles geleistet, was man nur von den bravsten Truppen erwarten kann. Hier kämpfte Bellegarde seit Mittags mit dem Feinde, der zahlreiche Verstärkungen ins Gefecht brachte, und behauptete sich bis Abend mit seinen erschöpften Truppen im Besitz des Ortes. Der Tag neigte sich zu Ende, noch war nichts entschieden. Da befahl der Kaiser, welcher selbst den ganzen Tag zu Pferde den Gang des Gefechtes beobachtet hatte, einen neuen Angriff auf des Feindes linken Flügel. Dieser entschied -- Pichegru trat geschlagen den Rückzug an. Um 9 Uhr Abends überfiel Bellegarde seine unwachsame Nachhut in Templeneuve, wo nebst einem Brigade-Chef ein General-Adjutant und viele Feinde gefangen wurden.

Es ist in dieser Schlacht, welche durch den Sieg zum Vortheil der Allirten endete, bemerkenswerth, dass von beiden Seiten kaum 40 Canonen donnerten, und dass selbe beinahe ganz allein durch das kleine Gewehrfeuer ausgefochten wurde. Bis auf 3 Bataillons war die ganze kaiserliche Infanterie in Plenkler aufgelöst. Etwas über 40,000 Mann waren gegenseitig im Kampf. Die Allirten hatten beiläufig 100 Offiziere und 2600 Mann verloren. Die Franzosen 3000 Todte und Verwundete, 5000 Gefangene und 7 Canonen. Sie zogen sich auf Courtray zurück.


Quellen und Literatur.[]

  • Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  • Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
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