Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Graf Kamensky.[]

[1]
Graf Kamensky, Feldmarschall, alt 75 Jahr, aus einer alten pohlnischen adlichen Familie, wurde wegen seiner militärischen Talente selbst von Friedrich dem Einzigen geschätzt. Im Türken- und Pohlnischen Kriege diente er mit Auszeichnung, in der Folge wurde er aber von der großen Catharina und Kaiser Paul nicht gebraucht; 1807 erhielt er das Ober-Kommando über die zwei Armeen, welche unter dem Grafen Buxhövden und Baron Beningsen in Neuostpreußen vorgedrungen waren. Als aber der Greis Unordnungen und nicht die beste Mannszucht antraf, und Beningsen ohne dem Feinde großen Widerstand zu leisten, den Weichselstrom verlassen hatte, die französische Armee mit Flößen und Böten über diesen breiten Strom gegangen war, und die bei der Wercka und Narew mißlungene Affaire ihm von Beningsens Armee nichts Gutes erwarten ließ, so legte er das Ober-Kommando vor der Affaire von Pultusk nieder, übergab beide Armeen dem erfahrnen General, Grafen von Buxhövden, und reißte nach Grodno, von wo er von dem Kaiser auf seine Güter hinter Moscau verwiesen wurde.


Graf Kamenskoi.[]

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Kamenskoi (Graf) russischer General. Nachdem er nützliche Dienste gegen die Türken, nahmentlich in dem Feldzuge von 1789, geleistet hatte, wurde er als der beste General der russischen Truppen angesehen; seine Wildheit und Unmenschlichkeit aber hielten die Regierung ab, ihn anzustellen. Nachdem er unter Pauls I. Regierung in Ungnade gefallen war, setzte ihn der Kaiser Alexander 1802 wieder in Thätigkeit und übertrug ihm das Kommando eines Corps von 10000 Mann im Lager von Kresno Solo. Nachher befand er sich als Gouverneur in Moskau, und bey dem Ausbruche des letzten russisch-französischen Kriegs schien der Kaiser mehr der Stimme des Volks, das eine vielversprechende Hoffnung in Kamenskois Erfahrung setzte, als seinem eigenen Vertrauen zu huldigen, und übertrug ihm das Oberkommando der Armee gegen die Franzosen. Kaum aber hatten die ersten Gefechten bewiesen, das der alte General der neuern Taktik seines Gegners nicht gewachsen war, so wurde er auch wieder zurück berufen. Ein Jahr hernach starb er.

Sein zweyter Sohn ist jetzt Oberbefehlshaber der russischen Armee in der Moldau und hat sich schon rühmlich ausgezeichnet; sein älterer Bruder dient unter ihm.


Neueste Nachrichten.[]

[1806]

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Aus St. Petersburg meldet man unterm 26ten November, daß der russische Feldmarschall, Graf Kamensky, der als ein geschickter, tapferer, und auf strenge Mannszucht haltender Krieger bekannt ist, daselbst angekommen sey; und, wie es heisse, mit sehr ausgedehnter Vollmacht den Oberbefehl über die ganze im Felde stehende Russische Armee erhalten werde.


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

[4]

Rußland.

Der General-Feldmarschall, Graf Kamensky, ist zum Mitglied im Staatsrath ernannt.


Petersburg, den 26. Nov. [5]

Der Feldmarschall, Graf Kamensky, ist hier angekommen. Er wird, wie es heißt, das Oberkommando der Armee mit sehr ausgedehnter Gewalt erhalten. Man vermuthet täglich seine Abreise zu seiner Bestimmung. Er ist in der russischen Militärgeschichte durch seine Kenntnisse der Taktik, Tapferkeit und strengen Kriegsdisziplin ausgezeichnet.

Quellen.[]

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Zeitungsnachrichten zum Boten aus Thüringen. Schnepfenthal, im Verlage der Buchhandlung der Erziehungsanstalt. 1807.
  4. Wiener Zeitung Nro. 103. Mittewoche, den 24. December 1806.
  5. Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nro. 1. Donnerstag, den 1. Jan. Anno 1807.
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