Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Biographien.[]


(1811) Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.

(1816) Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.


Ludwig Napoleon, König von Holland.[]


Collectie Rijksmuseum Amsterdam.

Ludwig Napoleon,[1] geboren den 2. September 1778, jüngerer Bruder des Kaisers Napoleon. König von Holland, Prinz von Frankreich.

Er trat sehr jung in Militärdienste, begleitete seinen Bruder in allen Feldzügen, ward Oberst des neunten Dragoner-Regiments und sodann Brigadegeneral. Er vermählte sich 1802 mit Hortensie Beauharnois, Tochter der Kaiserinn Josephine, aus welcher Ehe 2 Söhne leben, deren ältesten der Kaiser unlängst zum Großherzog von Berg erhob. Im September 1803 präsidirte er im Wahlkollegium des Podepartements, ward zum Staatsrath und Divisionsgeneral ernannt und im Monat April 1804, nach der Thronbesteigung seines Bruders, zum Würde des Großreichskonnetabels erhoben. Zwey Monat darauf erhielt er den Grad eines Generalobersten der Karabiniers. Er begleitete im May 1805 den Kaiser zur Krönung nach Italien und ward zu Turin mit dem Titel eines Generalgouverneurs von Piemont bekleidet. Gegen Ende des Novembers begab er sich nach Holland, um das Kommando der Nordarmee zu übernehmen. Am 5. Juny 1806 proklamirte ihn er Kaiser Napoleon zum Könige von Holland, und der neue König Ludwig ging bald nach dieser Erklärung in den Haag ab, wo der Pallast zum Aufenthalte des königlichen Hauses bestimmt war. Er kränkelt schon seit einigen Jahren. Gegenwärtig hat er seine Residenz nach Amsterdam verlegt, hat seine Würde ruhig begleitet und bey manchen Gelegenheiten zum Wohl des Landes beygetragen. Im Jahre 1809 kamen aber vom Kaiser Napoleon mehrere Klagen gegen Hollands Schleichhandel vor. König Ludwig begab sich nach Paris; aber erst nach langen Unterhandlungen und Abtretung einiger Provinzen an Frankreich und der Aufnahme eines französischen Korps kehrte er wieder mit seiner Gemahlin nach Amsterdam zurück. Späterhin legte er seine Krone nieder. (s. Art. Louis Bonaparte)


Ludwig Bonaparte, Exkönig von Holland.[]


Ludwig Bonaparte,[2] Exkönig von Holland, geboren zu Ajaccio den 2ten Sept. 1778, war der vierte der bonapartischen Brüder. Er kam jung nach Frankreich, und sobald sein Bruder Napoleon General wurde, umfaßte er ebenfalls die militärische Laufbahn. In den italienischen Feldzügen begleitete er Napoleon, ohne sich jedoch auszuzeichnen und bemerkt zu werden. Indessen avancirte er zum Brigadegeneral, wurde zu einigen diplomatischen Sendungen, wie nach Berlin, wo er sehr üppig lebte, gebraucht und heirathete 1802 die Stieftochter Napoleons, Hortensia Beauharnois. Die scandalöse Chronik behauptete eine galante Verbindung zwischen dieser und Napoleon, und wollte Ludwig nicht die Ehre der Vaterschaft der Kinder seiner Ehe zugestehen. Auf alle Fälle trat zwischen beiden Ehegatten bald ein Mißverhältniß ein und sie lebten ganz von einander getrennt. Im Jahre 1805 wurde er Generalgouverneur von Piemont, und als der batavische Großpensionair Schimmelpennink im Jahre 1806 wegen Erblindung resigniren wollte, benutzte Napoleon die Gelegenheit, um seinen Bruder, allen Tractaten zum trotze und ganz dem Willen der Nation entgegen, derselber zum Könige aufzudringen. In den 2 ersten Jahren seines Königthums benahm er sich scheu, wankelmüthig und unentschlossen, indessen entwickelte er später große Energie und zeigte sich auf alle Weise thätig, das Wohl des holländischen Volks, so weit es die unglücklichen Verhältnisse mit Frankreich und das Continentalsystem erlaubten, zu befördern, und dasselbe gegen die immer wachsenden Anmaßungen seines Bruders zu vertreten. Er zerfiel darüber auch ganz mit diesem, wurde nach Paris entboten und es gelang ihm nur mit großen Aufopferungen, für den Augenblick dem Herzen des Staats noch eine Art von unabhängiger Existenz zu erhalten. Indessen war dieß nur von kurzer Dauer. Benachrichtigt, daß ein französisches Armeekorps unter Oudinot in Anmarsch sey, um Amsterdam und die Küsten zu besetzen, legte er die Regierung in der Mitte von 1810 auf einmal nieder, setzte der Constitution gemäß seine übrigens abwesende Gemahlin zur Regentin ein und verließ ganz in der Stille, nur von zwei Vertrauten begleitet, Holland, und begab sich nach Töplitz. Von hier wandte er sich späterhin nach Grätz, wo er den Wissenschaften lebte und selbst einen (schlechten) Roman schrieb. Nachher lebte er auch eine Zeit in der Schweiz, aber immer mit Napoleon entzweit und von seiner Gemahlin getrennt. Auch die zweite Usurpation seines Bruders ändert die Gesinnung Ludwigs nicht und er folgte keinesweges der Umstimmung Lucians, der jetzt eine Stütze Napoleons wurde. Er nahm nach seiner Abdication den Namen eines Grafen von St. Leu an. Neuerlich lebt er in Bologna.


Inkomst van Koning Lodewijk te Amsterdam 1806, den 5 Junij.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Holland. [3]

Amsterdam den 23. April. Den 20. Nachmittags um 3 Uhr hielt unser König unter dem Läuten und Spielen der Glocken und Abfeuern des Geschützes allhier seinen Einzug. Der feyerliche Zug ward durch 2 Waffenherolde und ein Detaschement Garde zu Pferde eröffnet. Der König fuhr in einer prächtigen Staatskarosse, mit 8 Pferden bespannt, und in königl. Gewand gekleidet. Unter den vielen andern Wägen befanden sich auch die Minister, und einer, worin die Marschälle Dumonceau und de Winter sassen. Kürassiers von der Leibgarde beschlossen den prächtigen Zug. In der sogenannten Plantagie war eine Ehrenpforte mit den Wappen und Trophäen des Königs errichtet, welche die Inschrift hatte: Ludovico Napoleoni, Hollandiæ Regi grata Metropolis, (Ludwig Napoleon, König von Holland, die dankbare Hauptstadt.) Zwischen der Amstelstraat und der Blaauw-Brug war eine zweyte Ehrenpforte mit der Inschrift: Regi optimo sacrum, (dem beßten König gewidmet), und auf dem Harlemmer-Plein war eine dritte Triumphpforte mit den Bildnissen Ihrer Majestäten und mit der Inschrift: Tutamen, Spes, Amor, Decusque Patriæ, (der Schutz, die Hoffnung, die Liebe und Zierde des Vaterlandes.) Bey dem Einzuge des Königs waren die Strassen voller Menschen, und die Häuser bis auf die Dächer mit Zuschauern besetzt. -- Auf die Anreden, welche verschiedene Kollegien an Se. Majestät hielten, antworteten Dieselben unter andern: Mit dem heutigen Tage beginnt eine neue Epoche für Amsterdam. Seyn sie überzeugt, daß ich das Elend nicht vergesse, welches uns der gegenwärtige Krieg verursacht. Amsterdamer, verliert nicht den Muth! Welches Land leidet jetzt nicht durch den Krieg! Einige Volker sind noch unglücklicher daran, als wir. War unser Land in der Kindheit seiner Unabhängigkeit nicht noch unglücklicher, als jetzt? xc.

Holland. [4]

Amsterdam am 24. May. Der König hat sich gestern nach Soestdyk, einem benachbarten Lustschlosse, begeben. Er wird dort den Sommer über zubringen, und es scheint nicht, als ob er nach Paris reisen werde. Da Soestdyk sehr in der Nähe von Amsterdam liegt, so kann dies wenige oder keine Unterbrechung in den Geschäften verursachen. Alle Tage werden die Auditeurs die Arbeiten des Staatsraths und die einkommenden Depeschen dem Könige überbringen. Auch müssen die Zimmer im Pallast so in Ordnung gehalten werden, daß sie beständig von Sr. Majestät bezogen werden können, wenn dieses er für gut findet, nach Amsterdam zu kommen. Vor seiner Abreise besuchte der König hier noch mehrere Fabriken und Werkstätte, und beschenkte die Arbeiter reichlich. --


1812.[]

Nach Berichten aus Grätz lebt der ehemalige König von Holland fortdauernd daselbst in einem angenehm gelegenen Gartenhause vor der Stadt, thut öffentlich und im Stillen sehr viel Gutes, und beschäftigt sich mit den schönen Wissenschaften und Künsten, imgleichen mit Erlernung der deutschen Sprache, in welcher er sich schon ziemlich geläufig auszudrücken weiß.


Nürnberg, den 1sten Juny.

Aus Grätz hat man die Nachricht erhalten, daß daselbst der König von Holland, zum größten Leidwesen der dortigen Bewohner, bey welchen er sich durch herablassende Güte, Freygebigkeit und Großmut beliebt gemacht hatte, gestorben sey. Er soll die Stadt Grätz unter der Bedingniß zur Universalerbin gemacht haben, daß sie jährlich 10,000 Gulden in Münze und ein bestimmtes Quantum an Getreide an die dortigen Armen abreiche.


Frankfurt, den 15ten Juny. [5]

Die Briefe aus Wien, und der daselbst erscheinende österreichische Beobachter, sind weit entfernt, die durch die Nürnberger Zeitung bekannt gemachte Nachricht von dem Tode Sr. Majestät, des Königs von Holland, zu bestätigen, sondern sagen im Gegentheil, daß sich dieser Fürst seit langer Zeit nicht so wohl befunden habe, als gegenwärtig.


Gräz, den 16ten Juny. [6]

Der Herr Graf von St. Leu befindet sich gegenwärtig in den Bädern von Neuhaus, in Niedersteyermark, und genießt einer guten Gesundheit; er gedenkt in einigen Tagen hierher zurückzukommen.


Le Mémorial de Sainte-Hélène.[]


"Ludwig ist ein Mann von Geist, sagte der Kaiser,[7] und nicht bösartig; aber mit diesen Eigenschaften kann ein Mann noch viele Thorheiten begehen und viel Unglück verursachen. Ludwigs Geist hat von Natur eine Neigung zu Ungereimtheiten und Seltsamkeiten. Er wurde noch überdieß durch die Lektüre von Rousseau verderbt. Ludwig, in seinem Bestreben nach dem Ruf eines gefühlvollen und wohlthätigen Mannes, für höhern Ansichten unfähig, höchstens für örtliche Details empfänglich, hat sich nur als ein Präfekt-König gezeigt.

"Gleich nach seiner Ankunft in Holland, wo er sich kein schöneres Ziel dachte, als ein guter Holländer genannt zu werden, warf er sich daselbst ganz der englischen Partey in die Arme, begünstigte den Schleichhandel, und trat mit unsern Feinden in Verbindung. Ich mußte ihn sogleich unter Aufsicht nehmen, und ihm selbst mit Bekämpfung drohen. Als er hierauf seinen Mangel an Charakter mit einem hartnäckigen Eigensinn ersezte und einen Spuk für Ruhm ansah, so floh er vom Thron, unter Schmähungen gegen mich, gegen meinen unersättlichen Ehrgeiz, meine unerträgliche Tyrannie, u. s. w. Was blieb mir nun übrig? Sollte ich Holland der Verfügung unserer Feinde überlassen? Sollte ich einen neuen König ernennen? Konnte ich aber von diesem etwas Besseres, als von meinen Bruder erwarten? Handelten nicht fast alle, die ich zu Königen ernannte, beinahe auf gleiche Art? Ich vereinigte Holland, und doch hatte diese Handlung die nachtheiligste Wirkung in Europa, und trug nicht wenig zur Vorbereitung unseres Unglücks bei.

"Ludwig fühlte sich ganz glücklich, in seiner Handlungsweise sich Lucian als Vorbild aufzustellen. Lucian hatte fast ebenso gehandelt; und wenn er späterhin Reue darüber empfunden, und sich auf eine edle Weise gefaßt hat, so konnte dieß zwar seinen Charakter Ehre bringen, aber die Angelegenheiten nicht wieder herstellen.

"Nach meiner Rückkehr von der Insel Elba, im Jahr 1815, schrieb mir Ludwig einen langen Brief von Rom, und schickte mir eine Gesandtschaft. Dieß wäre sein Vertrag, seine Bedingungen, wie er sagte, unter denen er wieder zu mir zurückkehren wollte. Ich antwortete ihm, daß ich durchaus nicht in dem Fall wäre, Verträge mit ihm zu schließen; wenn er aber zurückkäme, so wäre er mein Bruder, und würde gut empfangen werden.

"Sollte man es glauben, daß seiner Bedingungen darin bestand, daß er die Freiheit erhielte, sich von Hortensie zu scheiden. Ich zeigte dem Unterhändler meine ganze Mißbilligung, daß er sich eine solche Ungereimtheit hätte auftragen lassen, und glauben können, daß so etwas ein Gegenstand der Unterhandlung seyn könnte. Unsere Familien-Gesetze wären förmlich dagegen, ließ ich Ludwig erinnern, und ebenso sehr wäre es gegen die Moral, die Politik und die öffentliche Meinung. Ich versicherte ihn überdieß, daß aus diesen drei vereinten Rücksichten, ich mich für seine Kinder, wenn sie durch ihn ihren Stand verlieren sollten, weit mehr interessiren würde als für ihn, obschon er mein Bruder sey.

"Vielleicht findet sich eine Entschuldigung für die Geistes-Verkehrtheit Ludwigs in dem traurigen Zustand seiner Gesundheit; in dem Alter, worin diese zerrüttet wurde; den schauderhaften Umständen, welche sein Uebel veranlaßten, und die einen eigenthümlichen Einfluß auf seinen Geist gehabt haben müssen. Er wäre beinahe daran gestorben, und hat immer bisher große Beschwerden davon zurückbehalten; er ist beinahe auf einer ganzen Seite gelähmt,"



"Ludwig, sagte der Kaiser, war in dieser Beziehung ein durch die Lecture Rousseau's verzogenes Kind. Er hatte nur wenige Monate gut mit seiner Gattin leben können. Viele Ansprüche von seiner Seite, viel Leichtsinn von Hortensiens Seite; darin lagen die Fehler beider. Gleichwohl liebten sie sich, als sie sich heuratheten, sie hatten beide einander gewünscht; übrigens war diese Heurath Josephinens Schöpfung, die dabei ihre Rechnung fand. Ich hatte im Gegentheil Lust, mich mit andern Familien zu verbinden, und einen Augenblick die Augen auf eine Nichte des Herrn von Talleyrand geworfen, die nachher Madame Juste de Noailles wurde."


Porträts.[]


Literatur.[]

  • Denkwürdigkeiten Ludwig Bonaparte's ehemaligen Königs von Holland; von ihm selbst geschrieben. Aus dem Französischen. Dresden: P. G. Hilscher. 1821.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 39. Sonnabend, den 14. May 1808.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 49. Sonnabend, den 18. Juny 1808.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 159. Mittewoch, den 3. July 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 180. Sonnabend, den 27. July /8. August 1812.
  7. Denkwürdigkeiten von Sanct-Helena, oder Tagebuch, in welchem alles, was Napoleon in einem Zeitraume von achtzehn Monaten gesprochen und gethan hat, Tag für Tag aufgezeichnet ist. Von dem Grafen von Las Cases. Stuttgart und Tübingen in der J. G. Gotta'schen Buchhandlung. 1823.
  • Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 89. Freytag, den 12. April 1812. ff.
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