Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Johann Siffrein Maury.[]

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J. F. Maurij.

Maury (Johann Siffrein) geboren zu Valréas in der Grafschaft Avignon den 26. Juny 1746. Er kam sehr jung nach Paris, wo seine Talente für die Kanzel ihm mehrere Benefize verschafften; seine Reden hatten ihm den Eintritt in die Akademie eröffnet und vor den Unruhen der Revolution einen verdienten Ruf erworben. Bey dem Ausbruche derselben zeigte er sich stets als einen der wärmsten Vertheidiger der Geistlichkeit und des Königthums und wurde allgemein für einen der ersten Redner in der konstituirenden Versammlung, die so reich an Rednertalenten war, angesehen. Nach dem Schlusse dieser Versammlung verließ er Frankreich, erschien zu Chambery, Brüssel, Coblenz, und ging endlich nach Rom, wo ihm der Papst den Bischofstitel gab und 1792 übertrug, der Kaiserkrönung zu Frankfurt als päbstlicher Nuntius beyzuwohnen. 1793 ward er Erzbischof von Nizza und den 21. Februar 1794 erhielt er den Kardinalshut. Als 1798 die französischen Truppen gegen Rom marschierten, entging er ihnen noch mit genauer Noth, und flüchtete sich nach Toskana, das er aber auf Befehl des Großherzogs bald verlassen mußte; und der General Berthier gab seiner Armee den Befehl, Maury zu arretiren, wo sie ihn treffen würde. In den ersten Monaten von 1805 schrieb er an den Kaiser Napoleon, daß er die neue Regierung seines Vaterlandes anerkennen und in dasselbe zurückzukehren wünsche; und im Juny desselben Jahres begab er sich nach Genua, wurde dem Kaiser vorgestellt und verließ ihn mit vollkommener Zufriedenheit. Er ist Mitglied des Nationalinstitutes und lebt jetzt zu Paris.


Mandement.[]

[1812]

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Paris, den 6ten Oktober.

Bey Gelegenheit des Te Deum, welches hier wegen der glänzenden Siege der großen Armee gesungen worden, hat Se. Eminenz, der Kardinal Maury, ein Mandement erlassen, worin es heißt:

"In den Wunderthaten, die uns umgeben, giebt es etwas Uebermenschliches. Der Held, der uns mit so vielem Ruhme beherrscht, ist offenbar das Werkzeug einer übernatürlichen Macht, die ihn leitet. Wir können von ihm sagen, wie ehemals der königliche Prophet: "Der Herr ist sein Schutz, der Herr ist seine Stärke." Der Schrekken seines Namens, der die ganze Welt mit seinem Ruhme erfüllt, hat bey seiner Annäherung alle seine Feinde in die Flucht getrieben. Nachdem Rußland so hartnäckig den Krieg gewollt, so hat es hernach sich befleißigt, sich selbst zu zerstören, indem es sich schmeichelte, daß dieser politische Selbstmord uns bloß Wüsteneyen zu erobern übrig lassen würde. Ach, mein Gott! was würden denn unsere Feinde gethan haben, wenn sie in einem fremden Lande gesiegt hätten, wenn sie ihr eigenes Land so behandeln, da ihnen ein heftiger Angriff den Muth benimmt, es zu vertheidigen? Ach! wie sehr müssen wir Gott, im Namen des menschlichen Geschlechts, für unsere Triumphe danken!"


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

[3]

Frankreich..

Der Cardinal Maury hatte öftere Conferenzen mit dem Polizeyminister; man erwartete einige ausgezeichnete Resultate von dem Aufenthalte dieses Prälaten zu Paris.


[1812]

Paris, den 30sten März. [4]

Am Charfreytage predigte der Kardinal Maury in der Metropolitankirche. Die Predigt fing erst um 9 Uhr an; aber schon 6 Uhr früh war das Schiff, die Tribunen und Gallerien der Kirch mit Gläubigen angefüllt, welche die Begierde, Se. Eminenz zu hören, herbeygezogen hatte. Nach der Predigt, welche 2 Stunden dauerte, sammelte die Baronin Pasquier Almosen für die neuerrichtetes Institut barmherziger Schwestern. Die Gegend um die Kirche war mit Kutschen und Kabriolets, so wie mit vielen Menschen, die in der Kirche nicht Platz gefunden hatten, angefüllt.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 251. Freytag, den 18/30. Oktober 1812.
  3. Wiener Zeitung. Nro. 63. Mittewoche, den 6. August 1806.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 94. Donnerstag, den 18. April 1812.
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