Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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State of the Bastille in Sept

Bastille.[]

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Bastille, ehemaliges Schloß, zu Paris, am Ende der Strasse St. Antoine, wurde vom J. 1369. bis 1383. erbauet, und diente ehemals zur Beschützung der Stadt. In neuern Zeiten wurden die Thürme der Bastille als Gefängnisse gebraucht. Die Wache der Bastille bestund aus 100 Invaliden. Da mancher unschuldige Mann durch Veranstaltung eines mächtigen Gegners in diesem Gefängnis viele Jahre, oft seine Lebenszeit hatte verkümmern müssen, und man die Sache im Publikum noch ärger machte, als sie war: so machten sich die Pariser bey der lezten Revolution zum ersten Geschäfte, dieses alte Kastell vom Grunde aus zu zerstören.


Bastille..[]

[2]

Neopolem

Bastille, ehemals ein altes Schloß zu Paris, mit acht Thürmen, die oben mit einer fortlaufenden Terrasse bedeckt waren, auf welcher dreizehn Kanonen standen. Carl V. ließ es gegen die Engländer errichten. Hugo Aubricot, Stadtmajor und Oberhauptmann der Kaufleute zu Paris, legte 1369 den ersten Grundstein dazu, und hatte das Schicksal, selbst als Gefangener hineingesetzt zu werden. Die Thürme dienten zu Gefängnissen, vorzüglich für Staatsverbrecher und solche, welche man zu Staatsverbrechern machte. Die Geschichte derselben ist zugleich die Geschichte der gemißhandelten, unterdrückten Menschheit. Die Nation hegte längst den tiefsten Abscheu gegen die Bastille, und die Bestürmung derselben war eine der ersten bedeutenden Unternehmungen des pariser Volks zu Anfang der Revolution. Sie wurde am 14ten Juli 1789 erstürmt und noch in demselben Jahre dem Erdboden gleich gemacht. Der letzte Gouverneur hieß de Launoy, und bewies bei der Vertheidigung wenig Entschlossenheit, dagegen focht der Lieutenant Flue mit seinen Schweizern sehr tapfer.


Von Reisende.[]

Johann Jacob Volkmann.[]

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[1788]

Die berühmte und so gefürchtete Bastille, dieses Staatsgefängniß, darin schon so mancher Unvorsichtigkeit im Reden und strafbare Handlungen büßen müssen, darin aber auch mancher Unschuldiger das Opfer von Privatabsicht und Rachsicht geworden, liegt am Ende der Stadt in der Rue St. Antoine. Es ist eine Art von altem Schloß *) oder Festung, das Karl V. 1371. angelegt haben soll, um Paris gegen die Streifereien der Engländer zu sichern; im 16ten Jahrhunderte sind erst der Wall mit der Bastei und ausgemauerten Graben dazu gekommen. Die Bastille besteht aus acht großen Thürmen, mit ungeheuren dicken Mauern dazwischen. Inwendig ist ein Rasenplatz, wo diejenigen, welche so viel Freiheit haben, frische Luft schöpfen dürfen. Die kleinen hin und wieder unregelmäßig angebrachten Fensterlöcher, die auf dem Dache hervorragenden Schilderhäuschen, und die aus den Schießscharten hervorragenden Mündungen der Kanonen, und selbst die alten rostigen Mauern geben zusammen genommen einen so traurigen Anblick, daß sich jeder hüten sollte, hinein zu kommen. Inwendig wohnt der Kommendant, dessen Stelle ganz einträglich ist, und es noch mehr wird, wenn er die Gefangenen schlecht hält. *) Ohne sein Vorwissen wird Niemand in die Bastille gelassen. Die Zugbrücke bleibt Tag und Nacht aufgezogen; und die Schildwache erlaubt es nicht einmal, wenn man lange auf der Gasse stehen bleibt, und das Gebäude ansieht.

*) St. Foix sagt deswegen: C'est un chateau, qui sans être fort, est le plus redoutable de l'Europe.
*) Niemand hat den elenden Aufenthalt, und die schlechte Abwartung der Staatsgefangenen lebhafter geschildert, als Linguet, welcher vor wenig Jahren eine Zeitlang darin saß. Aber seiner schönen Feder ist nicht allemal zu trauen.


Friedrich Johann Lorenz Meyer.[]

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[1796]

Platz der Bastille.

Hier, wo sich einst die furchtbare Burg der Eigenmacht zwischen friedlichen Wohnungen erhob, wo jene schwarzen Höhlen sich öffneten, um hinabgestürzte Unschuldige zu verschlingen und sie nie wieder zu geben; -- lächelt jetzt ein heitrer Himmel auf einen freien Platz herab. -- Man war beschäftigt, noch einige Schutthaufen der alten Trümmer hinwegzuräumen, und den Platz zu ebnen, dem der Namen der Freiheit (place de la liberté) gegeben ist. Eine bronzirte Statüe dieser Göttin, im steifen ägyptischen Stil, von Gips, stand in der Mitte des zweiten Raums.

Um Unglücksfälle bei den halb eingestürzten Erdgewölben, die noch nicht alle zugeworfen waren, zu verhüten, ward der Zugang zu dem Platze nicht verstattet; eine Schildwache stand an der hölzernen Umzäunung, und gab mir diese Nachricht. -- In diesem Augenblicke erinnerte ich mich des einem deutschen Freunde gegebnen Versprechens, ihm einen Stein von der umgestürzten Bastille mitzubringen; aber der Soldat weigerte sich, mir den Zugang zu gestatten, obgleich er ein Billet von zweihundert Livres aus meinem Portefeuille hervorgehen sah. "Was nutzt es auch, sagte er, auf den Platz zu gehen, da ihr ihn von hier überseht?" Seht, antwortete ich, auf einen etwa zwanzig Schritt entfernten Schutthaufen deutend, um von jenen Trümmern der von euch umgestürzten Bastille, einen Stein mit mir zu nehmen. -- "Wartet eine Augenblick," antwortete er rasch einfallend, und mit dem sichtlichen Ausdruck des frohen Selbstgefühls, -- "geht hin, aber eilt euch." (Attendez un moment, et puis allez; -- mais dépêchez-vous) und damit wandte er sich, und ging langsam an dem Gehege abwärts hin. Ich ging, eilte; ehe der Soldat umkehrte, war ich wieder an meinem Platz, liess hier mein Assignat fallen, und entfernte mich schnell, um dem Soldaten den Nachruf des Verlornen, und mir die Verlegenheit zu ersparen, das Papier, das seinen Mann nicht verfehlt haben wird, wieder aufheben zu müssen.


August von Kotzebue.[]

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[1804]

Die Bastille.

Der Platz, wo dieses Werkzeug gesetzloser Herrschaft einst gestanden, wird immer merkwürdig bleiben. Mauern, Graben und Thore, sind noch vorhanden, auf dem ganzen innern Raume aber ist Brennholz aufgestellt. Ich mag die Sage nicht verbürgen, welche behauptet, ein republikanischer Held habe den Verlust der Bastille schon mehreremale herzlich beklagt. Ey nun! da ist ja noch der sogenannte Tempel, wo Ludwig XVI. gefangen saß, und der auch Raum für manchen Unglücklichen hat. Er ist mit so hohen Mauern umgeben, daß man seine vier Thürme, die einen fünften einschließen, nur in einiger Entfernung erblickt. Der schrecklichen Vergangenheit gedenkend, ergreift hier eine finstere Wehmuth den Vorübergehenden.


Zeitungsnachrichten.[]

1812.[]

Paris, den 25sten August. [6]

Das Denkmahl des Elephantenbrunnens, das auf dem Platze der Bastille aufgerichtet wird, ist schon weit vorgeschritten. Das zweyte Gewölbe, auf welches die kolossalische Bildsäule des Elephanten in Bronze aufgestellt werden wird, ist beendigt. Das Gebäude von Zimmerholz, das man vor 2 Monaten anfing, und das für die Bildhauer, welche das Modell der Bildsäule verfertigten, bestimmt ist, ist 116 Fuß lang, 85 breit und 177 hoch. Man beschäftigt sich jetzt mit dem großen Modell des Elephanten, und es wird ein anderes Gebäude neben dem ersten zum Guß des Kolosses aufgerichtet werden.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Neueste Reisen durch Frankreich vorzüglich in Absicht auf die Naturgeschichte, Oekonomie, Manufakturen und Werke der Kunst von D. Joh. Jak. Volkmann.
  4. Fragmente aus Paris im IVten Jahr der französischen Republik von Friedrich Johann Lorenz Meyer Dr. Domherrn in Hamburg Hamburg bei Karl Ernst Bohn 1797.
  5. Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. von August von Kotzebue. Berlin 1804 bei Heinrich Fröhlich.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 213. Mittewoch, den 4/16. September 1812.


Plan de la Bastille.[]


Musée Carnavalet Paris


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