Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Departement der unteren Seine.[]


69. [1] Das Departement der unteren Seine hat diesen Namen von seiner Lage an der Seine, die sich hier ins Meer ergießt, begreift einen Theil von Ober-Normandie, hat einen Flächenraum von 128 Q. Meilen mit 643,000 Einwohnern, und ist jetzt in die fünf Gemeindebezirke von Rouen, Havre, Yvetot, Dieppe und Neufchatel abgetheilt, welche zusammen 987 Gemeinden in 50 Kantonen enthalten.

1) Rouen, Hauptstadt des Depts. (vormals von Normandie) große, ansehnliche und wichtige Stadt mit 85,000 Einwohnern, in einer sehr schönen mit Anhöhen umgebenen Ebene an der Seine, 30 fr. M. von Paris.

Die Stadt an sich liegt auf dem rechten Ufer des Flusses, längs welchem sich ein vortrefflicher Kai hinzieht, und über welchen eine sehr merkwürdige Schiffbrücke in die Vorstadt St. Sevre führt. Die Stadt selbst ist nicht hübsch gebaut; die Straßen sind meist enge und dunkel; die Häuser größten Theils von Holz; von den sieben öffentlichen Plätzen, hat keiner etwas Ausgezeichnetes.

Die vorzüglichsten öffentlichen Gebäude sind: die sehr große Domkirche; die schöne vormalige Abtei St. Ouen, welche jetzt die Mairie ist; der Justizpallast; minder schön ist die Intendanz, jetzige Präfektur, und der Münzhof; bemerkenswerth sind besonders die ansehnlichen Hallen, vorzüglich die Leinwandhalle; so auch die Börse; der Hospitäler sind zwei. Es ist hier auch ein Zuchthaus. Ferner sind hier: ein Lyceum, ein Museum, ein botanischer Garten, ein Naturalienkabinet, ein chemisches Laboratorium, eine öffentliche Bibliothek, eine medicinische Anstalt mit öffentlichen Vorlesungen, eine Hebammenschule; eine Akademie der schönen Wissenschaften, eine Aemulations-Gesellschaft;eine Gesellschaft der Wissenschaften und Künste; eine Schiffahrtsschule u. s. w.

Besonders wichtig ist die Industrie und der Handel dieser Stadt. Sehr zahlreich und wichtig sind die Fabriken in allerlei Wollenzeuchen, Tuch, Leinwand, Seidenwaaren, Kattun, Hüten, Papier, Zucker u. s. w. u. s. w.

Der Handel ist äußerst ausgebreitet; denn bis hieher können die Schiffe mit der Flut aus dem Meere heraufgehen, und von hier werden dann die Waaren auf der Seine nach Paris u. s. w. verführt; daher ist hier der Speditionshandel sehr ansehnlich.

Die Stadt ist jetzt der Sitz eines Erzbischofs, der oberen Gewalten und Gerichtshöfe des Depts.; auch eines Handelsgerichts, der Generalstabs der 15ten Militär-Division. eines See-Kommissärs, eines Marine-Syndikus, u. s. w.

Elbeuf, Stadt mit 5400 Einwohnern an der Seine, hat berühmte Tuchfabriken.

2) Le Havre (de Grace) feste Stadt und Seehaven mit 16000 Einw. an der Mündung der Seine; hat Fabriken und treibt Handel; ist der Sitz eines Seepräfekts.

Fécamp, Seehaven und Handelsstadt mit 7000 Einw.

3) Yvetot, Fabrik- und Handelsstadt mit 10,000 Einw.

4) Dieppe, ansehnliche, befestigte Seestadt mit 20,000 Einw. an der Mündung der Bethune treibt Fischerei und Handel.

5) Neufchatel, kleine Fabrikstadt. Hauptorte von Bezirken.


Quellen.[]

  1. Neueste Kunde von Frankreich nach dessen gegenwärtigem Zustand aus Quellen dargestellt von Theophil Friedrich Ehrmann. Prag 1808, in der Diesbachischen Buchhandlung.
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