Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Berlin.[]

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Berlin, Residenz und Hauptstadt der ganzen preußischen Monarchie, in der Mittelmark Brandenburg, an der Spree gelegen, ist eine der größten und schönsten Städte in Europa. Der Umfang ihrer Mauern beträgt 2⅓ deutsche Meilen. Sie besteht eigentlich aus fünf Städten, welche seit 1714 die königlichen Residenzstädte heißen, ihre eigenen vier Vorstädte haben, und unter einem einzigen Magistrate stehen. Die schönen und langen Straßen, die großen Plätze, die prächtigen und ansehnlichen Paläste. Kirchen und andern Gebäude haben kaum ihres Gleichen. Man zählt fünfzehn Thore, 33 Kirchen (welche theils den Lutheranern, theils den Reformirten, theils beiden protestantischen Parteien gemeinschaftlich, theils den Catholiken gehören); 6725 Häuser (nach einer im Jahre 1790 in allen Städten und Vorstädten vorgenommenen Zählung), welche (ohne die königlichen und öffentlichen Gebäude) in dem Feuercatastrum mit 20,440,650 Thaler versichert waren; 155,128 Einwohner (eine Zahl, welche im Jahre 1803, mit Ausschluss des Militärs, gefunden wurde); 268 Straßen und Plätze und 36 Brücken. Berlin besitzt seit dem 15ten October 1810 eine Universität, die in dem verflossenen kurzen Zeitraume ihrer Existenz schon zu bedeutendem Ruhme gelangt ist; mehrere Künstlerakademien, vortreffliche Bibliotheken, und in allen Theilen der Wissenschaften eine Menge sehr geschickter Männer, so dass es mit vollem Rechte ein Sitz der Künste und Wissenschaften genannt zu werden verdient. Die fünf Städte, woraus diese Hauptstadt zusammengesetzt ist, sind:

1. das eigentliche Berlin, welches im Jahre 1163 vom Markgrafen Albrecht dem Bären erbaut wurde. Die Stadt hat 39 Straßen, und die Vorstädte derselben heißen: das Königsviertel, das spandauer Viertel (Sophienstadt) und das Stralauer Viertel.
2. Cöln an der Spree welches gleichfalls Markgraf Albrecht erbaut hat, war ehedem eine besondre Stadt, deren Mauern aber nach und nach abgebrochen worden sind. Sie wird von der Spree durch zwei Arme eingeschloßen, und dadurch zu einer Insel gebildet. Diese Stadt hat 25 Straßen. Wenn man aus dem eigentlichen Berlin über die lange Brücke in die Stadt Cöln tritt, trifft man auf das königliche Schloss, welches 430 Schuhe in der Länge und 276 in der Tiefe hat. In demselben befinden sich, außer vielen Kunstwerken und Sehenswürdigkeiten, die Antiquitäten-, Münz- und Medaillencabinette, die Naturalien- und der Kunstkammer. Cöln wird in Alt- und Neu-Cöln eingetheilt, welches letztere vier Straßen hat. Hier ist die cölnsche oder cöpernicker Vorstadt, welche 1736 in die äußere Mauern gezogen wurde.
3. Der Friedrichswerder ist von dem Churfürsten Friedrich Wilhelm dem Großen angelegt worden. Er hat 19 Straßen.
4. Die Dorotheen- oder Neustadt (jetzt, nach der letzten verstorbenen Königin, Louisestadt genannt), hat Churfürst Friedrich Wilhelm angelegt, und sie nach seiner Gemahlin benannt. Sie ist nicht groß, hat nur 6 Straßen, aber schöne und zum Theil prächtige Häuser. Hier ist die berühmte Lindenallee, welche 4000 Fuß lang und 160 breit ist, und an beiden Seiten die prächtigste Gebäude zeigt. Als Spaziergang wird sie in Berlin mit dem Namen unter den Linden benannt; ferner befindet sich hier der Thiergarten, in welchem sich die mannigfaltigsten Spaziergänge, Alleen und Labyrinthe befinden.
5. Die Friedrichstadt hat Churfürst Friedrich III. 1688 angelegt. Sie übertrifft die übrigen vier Residenzstädte an Größe, hat 23 breite und wohlgebaute Straßen, worunter die leipziger Straße prächtig und die Friedrichstrasse über eine Viertelmeile lang ist.

Zu Berlins Merkwürdigkeiten gehören das königliche Schloß; die lange Brücke, mit der Bildsäule des Churfürsten Friedrich Wilhelm; das Zeughaus, eines der schönsten Gebäude in Europa, in dessen Hofe anstatt der Schlusssteine, die 21 schlüterschen Larven, welche eben so viel Gesichter Sterbender vorstellen, befindlich; das königliche Gießhaus; die königliche Ritterakademie; das Cadettenhaus; die Parochialkirche; die Garnisonskirche, welche 1722 eingeweiht worden, und hernach mit einer Menge eroberter Fahnen und mit den Bildnissen der Generale Schwerin, Keith, Winterfeld und des Majors von Kleist, des Dichters, wozu noch in der Folge das Portrait des Generals Ziethen kam, ausgeschmückt worden ist; das Invalidenhaus, ein prächtiges Gebäude, welches Friedrich II. hat erbauen und 1748 einweihen lassen. Es unterhält an Offiziers, Soldaten, Weibern und Kindern 1000 Seelen; das prächtige Opernhaus; die neue Bibliothek, deren Baukosten 180,000 Thaler betrugen; die Porzellan-Fabrik; der Wilhelmsplatz mit fünf marmornen Bildsäulen der berühmten preußischen Feldherrn Schwerin, Keith, Seidlitz, Winterfeld und Ziethen; das Nationaltheater; die französische Kirche mit ihren von Friedrich II. erbauten schönen Thürmen (in Friedrichstadt); ferner die königlichen Akademie der Wissenschaften; das königliche medicinisch-chirugische Collegium, und die Gymnasien. Unter den wissenschaftlichen Anstalten sind merkwürdig: die königliche und die mit derselben verbundene spanheimische Bibliothek. Unter den Sammlungen zeichnen sich aus: die königliche Kunst- und Naturalien-Kammer; die königliche Gemähldesammlung auf dem Schlosse; das königliche Münzkabinet; D. Blochs Fischsammlung; das walthersche anatomische Cabinet. Unter den Spaziergängen sind merkwürdig: der königliche Thiergarten, in welchem der Churfürstplatz oder der Cirkel der Hauptversammlungsort ist, und der Spaziergang unter den Linden. Berlin ist eine der schönsten Städte Deutschlands, wenn gleich in der schlechtesten Gegend gelegen. Die Ursache dieser schlechten Lage ist folgende: als in zwölften Jahrhundert die Dämme Hollands fürchterlich von dem Weltmeere durchbrochen wurden, verließen tausende ihr Vaterland, um in den Staaten Albrechts des Bären sich niederzulassen. An Meergegenden gewöhnt, fanden sie ihre verlassenen Sümpfe in denen der Spree wieder, trockneten sie aus und baueten ihre Hütten auf Pfählen; so entstand Cöln oder Phahlstadt, der älteste Theil Berlins. Daraus kann man sich erklären, warum diese Gegend gewählt wurde, deren Sümpfe vielmehr geeignet scheinen, Ansiedler abzuschrecken. Noch im sechzehnten Jahrhundert gingen die Hofleute hier auf Stelzen nach der churfürstlichen Burg. Nur rastlose Thätigkeit der Menschen hat es zu dem gemacht, was es nachher wurde. Freilich hat die Stadt in dem vorletzten französisch-preußischen Kriege seit dem October 1806 ebenfalls sehr gelitten. Vieles ist hinweggeführt worden; z. B. die königliche Bibliothek wurde aller in derselber befindlichen Festungsrisse, Plane und Platten zu Landkarten beraubt, und dies Gegenstände, nebst der Luftpumpe von Guerike, nach Paris geführt; das brandenburger Thor, eines der schönsten, die es gibt, verlor seine Victoria mit dem Vierspann u.s.f. Alle diese und andere entfremdete Schätze der Kunst und Literatur wurden aber nach der zweyten Eroberung von Paris 1815 reclamirt und wieder zurückgebracht. Unter den neuesten hier errichteten Instituten verdient wohl auch das werkmeistersche Museum rühmlicher Erwähnung.


Von Reisenden.[]

Carl Gottlob Küttner.[]

[1794]

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Brandenburg.

Berlin.

Die todte Stile die mir zu Potsdam auffiel, herrscht, in diesem Augenblicke, gewissermassen auch zu Berlin. Man vermißt augenscheinlich den Hof und die sonst zahlreiche Garnison in einer Stadt, die, für ihren Umfang, nie stark bevölkert gewesen ist, und die in diesem Augenblicke höchstens 130,000 Seelen halten soll; während das Mailand, bey weit weniger Umfange, die nehmliche Volksmenge hat. Wir wohnen in der Stadt Paris, in einer der großen Gassen, und die noch überdieß auf den Schlossplatz führt, und doch vergeht bisweilen eine halbe Stunde, ohne daß ich einen Wagen fahren höre. Wien hat an die 700 Lehnkutschen, (fiacres) welche numerirt sind, und auf den Gassen stehen; zu Berlin, sagt man mir, seyen einst 25. gewesen, und diese 25. haben sich nicht erhalten können. Die Equipagen der Großen und Reichen sind, Verhältnißmäßig, auch in geringer Zahl; und darzu kommt noch, im gegenwärtigen Augenblicke, der Sommer und der Krieg. Die wenigen, die ich gesehen habe, sind äusserst einfach und einige mehr, als einfach. Indessen scheint der Berliner, im Ganzen, zu haben, was er braucht: und wenn ich hier nicht die Pracht und den Glanz anderer Europäischer Hauptstädte finde, so sahe ich auch das Elend und die schmählige Armuth nicht, die die Menschheit in allen großen Städten, Wien ausgenommen, so entsetzlich beleidigen. Der Berliner Bürger ist nicht so reich als der Wiener; dafür aber ist er dem Vergnügen weniger ergeben, und scheint in Thätigkeit, Industrie, Lektüre und im eingeschränktern häußlichen Zirkel die Freuden zu finden, die der Wiener im Genusse der Tafel und öffentlichen Orten sucht. Zu Wien sind mitten im Sommer fünf Schauspielhäuser, und sie werden alle so ziemlich besucht. Hier zu Berlin spielt man jetzt in einem einzigen, und das ist so klein, daß es nicht über 1200 Menschen hält: und doch ist dieses kleine Haus oft mehr als zur Hälfte leer. Der Körper befindet sich besser zu Wien, die Seele zu Berlin. Niemand schein im letztern Orte auffallend reich zu seyn; aber jedermann, der arbeiten will, scheint sein nothwendiges Auskommen zu haben: und ein jeder scheint zu arbeiten bereit, weil er weiß, daß hier keine Reichen, ungeheure Summen in Almosen vertheilen, wie in England; keine Klöster ihn füttern, wie in Italien; kein milder Himmel ihn gegen Kälte und Wetter schützt, wie zu Rom und Neapel. Wenn man den größten Theil der östreichischen Staaten gegen den größten Theil der Preußischen hält, so ist Berlin vielleicht alles, was sich nur möglicherweise daraus machen ließ: und das ist mehr, als was sich von Wien sagen läßt. In Rücksicht auf allgemeine und ausgebreitete Kenntnisse, ist die Hauptstadt der brandenburgischen Staaten gewiß eine der ersten in Europa.

Einem, der vor nicht gar langer Zeit Rom verlassen hat, ist es sehr interessant, zu Berlin und Potsdam eine Menge Gebäude wieder zu sehen, die ihm in Italien Vergnügen gemacht haben. Freylich sind es nur Copien in Miniatur, und bey manchen ist ein sehr wesentlicher Theil des Originals ausgelassen; indessen machen doch mehrere derselben eine sehr gute Wirkung, und sind immer von einem bessern Geschmacke, als die mehresten Originalgebäude, die man gewöhnlich in den nördlichern Theilen von Europa sieht. So erkannte ich zu Potsdam in dem Thore, das nach Sans-souci führt, den Triumphbogen Constantins des Großen, und ein gewisses Gebäude mit schönen Corinthischen Säulen, ist offenbar eine Nachahmung der sogenannten doggana zu Rom, oder des antiken Forums, aus dem man das Römische Zollhaus gemacht hat. Die gekuppelte Colonade beym großen Schlosse bey Potsdam, erinnert einen augenblicklich an die unendlich größere Colonade des Bernini vor der Peterskirche; und die französische Kirche zu Berlin ist das Pantheum, oder die Rotonda im Kleinen, wobey man freylich den prächtigen Porticus weggelassen hat. Eben so machte mir es viel Vergnügen über dem Brandenburger Thore die vier Pferde zu sehen, die den Triumphwagen des großen Churfürsten ziehen, und in welchen ich sogleich die vier Pferde des Lysippus wieder erkannte, welche die schönste Zierde des St. Markus Platzes zu Venedig ausmachen. Wenn die zu Berlin ihrem erhabenen griechischen Urbilde nicht gleichkommen, so haben sie wenigstens das Verdienst, daß sie hier zweckmäßig angestellt sind, während das der Venetianer sehr verlegen ist, wenn er einem sagen soll, wie diese Pferde, ohne Wagen und ohne Reuter über den Eingang einer Kirche zu stehen kommen; es sey denn, daß man sie als eine Seltenheit in einer von Wasser umgebenen Stadt zeige, wo man bisweilen sonst ein lebendiges Pferd für Geld sehen ließ.

Man zeigte uns zu Sans-Souci einige Bücher voller Kupferstiche, und sagte uns, daß sich der König immer viel damit beschäftiget hätte. Und das waren gerade jene Sammlungen von Römischen Gebäuden und Aussichten, von denen jeder Reisende gewöhnlich ein Exemplar mit sich nimmt, und in welchen der letzte König das und jenes gewählt zu haben scheint, wornach er bauen ließ.

Einige Tage nach unserer Ankunft ließ uns der Graf von Herzberg zu einer Sitzung der königlichen Academie einladen; es war aber eine von denen, die in allen solchen Gesellschaften öfters vorkommen, und dergleichen mir schon zu London und Paris gelegentlich zu Theil geworden sind: nähmliche Vorlesung von Briefen, vom Protocoll der letzten Sitzung, von Dingen, die das Innere der Academie angehen, und dergleichen. Indessen hatte ich doch hier Gelegenheit, einige Männer zu sehen, die mit interessant waren, und die mir Zeit und Umstände nicht erlauben würden, anderweitig aufzusuchen.

Der Graf von Herzberg ist, wie Sie wissen, nicht mehr in den Geschäften, empfängt aber noch immer Fremde, die häufig den Ministern empfohlen werden. Ich fand in ihm einen Zug von Gutmüthigkeit, der sich auf mancherley Art zeigt, und einen Wunsch, daß einem wohl in seinem Hause sey. Bey Mahlzeiten in solchen Häusern begegnet es öfters einem Reisenden, daß er nicht den achten Theil der Gesellschaft kennt, und da habe ich denn die Zeit zwischen der Ankunft und dem Augenblicke, da man zur Tafel geht, gewöhnlich langweilig gefunden. Der Graf von Herzberg aber hat in den Augenblicken eine besondere Aufmerksamkeit für seine Gäste, und eine ganz eigene Gabe, sie in der Zwischenzeit zu beschäftigen, indem er dem einen etwas aus seinem Vaterlande zeigt, das ihn interessiren muß, den andern auf einen Kupferstich, oder sonst aufmerksam macht; oder er läßt etwas bringen, das die Gesellschaft wahrscheinlicherweise noch nicht gesehen hat, zeigt ein Werk, das so eben erst erschienen ist, und dergleichen mehr.

Der König und die Königin sind nicht hier; aber die verwitwete Königinn und die Prinzessinn Heinrich gegen Partien, die in Spiel bestehen; und bey der letztern speißt man auch zu Abend.

Weit mehr Gesellschaft sieht der Prinz Ferdinand, der im Sommer auf seinem Landsitze, nahe am Thiergarten lebt, und die Fremden mit besonderer Aufmerksamkeit beehrt und sehr oft einladet. Nur bey der ersten Erscheinung, wenn man vorgestellt wird, ist es nöthig, vollgekleidet zu seyn. Man trinkt Thee, spielt, speißt zu Abend, oder gehet, um die Zeit der Mahlzeit, im Stillen davon. Der Ton ist leicht und frey, und hat nichts von dem beschwerlichen Theile der Etikette eines Hofes. Die Prinzessinn erscheint bey der Tafel, oder nicht, je nachdem es ihr Spiel mit sich bringt; der Prinz gehet, nachdem die Mahlzeit aufgetragen ist, auf eine kurze Zeit umher, spricht stehend mit diesem oder jenem und zieht sich dann zurück, und die sehr liebenswürdige Prinzessinn Luise, belebet durch ihren Witz und ihre Lebhaftigkeit die Tafel.

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Das sogenannte Meublen-Magazin zu Berlin, dünkt mich eine vortreffliche Einrichtung. Jeder Tischler, der ein Stück gemacht hat, das nicht bestellt ist, schickt es dahin und hängt einen Zettel daran, auf den er den Preis schreibt. Dies hat große Vortheile für den Arbeiter sowohl als für den Käufer, indem der erstere, wenn er keine Bestellungen hat, beständig fortarbeiten kann, und der letztere, ohne an zehn Orten umherzugehen, Wahl unter der Menge findet, und kaufen kann, ohne zu besorgen, daß man ihn übertheure; Denn kein Meister wird einen unbilligen Preis auf ein Stück setzen, von dem er weiß, daß alle seine Mitmeister es recensiren werden. Das Gebäude, in welchem diese Meublen stehen, ist für jedermann unentgeldlich offen, und Leute, die dazu bestellt sind, empfangen sogleich das Geld, wenn etwas gekauft wird. -- Und hierbey habe ich noch nicht ein Wort von dem Wetteifer gesagt, der ohne Unterlaß durch die Competition erregt wird.

Man führte mich zum Tischler Eben, wo ich sehr gute Arbeit, größtentheils von Mahagony und im Englischen Stile sahe.

Die Vieh-Academie zu Berlin ist vortreflich! Sie dünkt mich vollständiger und auf einen bessern Fuß eingerichtet, als irgend eine, die ich an andern Orten gesehen habe. Zwar ist es mir schlechterdings unmöglich, von dem Werthe der dabey angestellten Menschen zu urtheilen; allein die verschiedenen Gebäude, Ställe, Wiesen, Bäder und mannigfaltigen Abtheilungen dünken mich überaus zweckmäßig zum Heilen, und zum Lehren sowohl als zum Lernen.

Das königliche Residenzschloß, das, ich weiß nicht durch welchen sonderbaren Zufall, nicht ganz regelmäßig gebaut ist, hat, so wie das Zeughaus und der Pallast des Prinzen Heinrich, eine einfache Größe und Erhabenheit, die mir außerordentlich gefallen, und die gewiß für das Clima und die Breite von Brandenburg sich besser schicken, als so manches aus Italien entlehntes Gebäude, das der letzte König hat errichten lassen. Der Theil des Residenzschlosses, den der König bewohnt, ist unter der jetzigen Regierung, ohne viel Pracht und mit Geschmack neu verziert worden.


Dr. Johann Friedrich Droysen.[]

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[1801]

Während meines Aufenthalts in Berlin, der durch die Zubereitungen zur Reise unerwartet verlängert ward, hatte ich das Vergnügen in der neu entstehenden philomatischen Gesellschaft die Bekanntschaft vieler interessanter und berühmter Gelehrten zu machen. Diese Gesellschaft die Philosophie in ihrem ganzen Umfange, vorzüglich aber Naturlehre und die ihr verwandten Wissenschaften zum Zwecke hat, was damahls im Entstehen, ihre Constitution noch nicht beendigt und ihre Arbeiter noch nicht ganz, bestimmt; daß durch sie für die Wissenschaften viel zu erwarten sey, wird niemand bezweifeln, der da weiß, wie viel wechselseitige Mittheilung neuer Ideen, Beurtheilung, Prüfung und Aufmunterung zur Erhebung einer Wissenschaft beytragen können, der da weiß, daß Klaproth, Hermbstädt, Willdenow, Ermann, Simon, Bendavid, Fischer, Bode, Sick, Meyer, u. m. a. ihre Mitglieder sind.

Die Beobachtungen und Versuche über den Galvanismus beschäftigten damahls die Physiker sehr fleißig. Simon, Ermann, Hermbstädt, Grappengießer, Bourgnet und andere haben über diesen Gegenstand mit Fleiß Untersuchungen angestellt, und jeder ihn auf seine Weise in einer andern Hinsicht behandelt. Die Resultate ihrer Arbeiten werden wir in den Annalen der Physik und in eigenen Schriften zu erwarten haben.

Der physikalische und chemische Apparat unter Hrn. Hermbstädts Aufsicht, zeichnet sich nicht so sehr durch große, kostbare Instrumente, als vielmehr durch ihre Zweckmäßigkeit und Einfachheit zum Gebrauche aus; und es liegt gewiß nicht so viel daran, mit einer Menge von Maschinen und Instrumenten, die höchstens zur Geschichte der Wissenschaft dienen können, und bald von Würmen zerfressen werden, einen großen Saal zu füllen, als vielmehr mit wenigen Instrumenten, deren Gebrauch man vervielfältigen kann, eine Menge von Versuchen machen zu können. Er besitzt eine Elektrisir-Maschine von zwey Scheiben, 24 Zoll im Durchmesser, die eine schöne Wirkung thut, eine Elknersche Luftpumpe; sein Apparat für die Gasarten ist einfach und zweckmäßig, und seine chemischen Producte waren sehenswerth. Eben dieß gilt von dem Apparate der Bauakademie unter der Aufsicht des Hrn. Simon, der sich ebenfalls durch Zweckmäßigkeit und Ersparung des Raums und der Kosten auszeichnet; man sieht es beyden an, daß sie nicht, so wie manche sehr berühmte Cabinette, zur Schau der besuchenden Fremden, sondern zum Gebrauche und Unterricht aufgestellt sind.

Hr. Bode war beschäftigt seine Sternwarte, die eine neue Gestalt und Einrichtung erhalten hat, wieder einzurichten, sein Passage Instrument neben seinem Mauerquadranten, ein Paar sehr gute Instrumente, aufzurichten und zu berichtigen; das Innere derselben zu verzieren, mit einer Bibliothek zu versehen, und zu einem zweckmäßigen und schönen Tempel Uraniens einzuweihen.

Die vielen neuen Gebäude in Berlin werden den Liebhaber der Baukunst gewiß angenehm beschäftigen; ob aber nicht der viele äußere Schmuck, den man ihnen zum Theil zu geben sucht, die so sehr beliebte Art der Bohlendächer, die man jetzt so sehr und ohne Rücksicht auf ihre, nicht alle Mahl gefällige, Form anzubringen sucht, wie z. B. beym neuen Schauspielhause, den wirklich guten Geschmack hin und wieder beleidigen mögen, wage ich nicht bestimmt zu entscheiden. -- Mir scheint die Münze zu bunt, ihre Basreliefs und ihre Fenster ziehen das Auge ganz von dem Gebäude selbst ab, das neue Schauspielhaus fällt seines ungeheuren Daches wegen nicht schön ins Auge, noch weniger die durchaus nicht angenehme Form desselben. Was wir an den Gebäuden der Alten bewundern, ist Einfachheit in ihrer Größe, Simplicität und Sparsamkeit im Schmucke, verbunden mit der genauesten Uebereinstimmung ihrer einzelnen Theile, und dem einfachsten Verhältnisse derselben. Dieses möchte hier doch wohl hin und wieder fehlen, und wenn wir vielleicht dem Clima, oder dem Individuellen der Lage oder des Gebrauchs etwas aufopfern müssen, so braucht es doch wohl nicht so viel zu seyn.


Jean-Philippe Graffenauer.[]

[1807]

[4]

Berlin. . . .

Berlin ist eine der schönsten Städten in Europa. Es macht einen regelmäßigen, für das Auge erfreulichen Total-Eindruck. Man findet hier prächtige Palläste und Denkmähler, die es werth sind, auf die Nachwelt zu kommen. Kunst und Industrie haben hier einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht; man liegt den Wissenschaften mit eben so viel Einsicht, als Eifer und Ausdauer ob. Vorzüglich aber gereicht die bedeutende Anzahl nützlicher und wohlthätiger Institute, die hier angetroffen werden, der Regierung und den Einwohnern zur Ehre.

Der Ursprung von Berlin verliert sich in dem Dunkel der Geschichte des Mittelalters; doch gehen die ältesten noch übrigen Dokumente nicht über den Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts hinaus. In den ältesten Zeiten ward diese Gegend von heidnischen Völkern bewohnt; vor Karl dem Großen findet sich keine Spur des Christenthums. Bekanntlich bewilligte dieser Monarch den von ihm besiegten Völkern nur unter der Bedingung den Frieden, daß sie die christliche Religion annahmen. Der Kurfürst Joachim der Zweyte erklärte sich 1539 für die Reformation, und die Unterthanen folgten dem Beyspiele ihres Fürsten.

Zur Zeit der Thronbesteigung des großen Kurfürsten waren alle Häuser in Berlin von Holz, und die Straßen krumm und ungepflastert. Sobald jener Fürst seinem Lande dem Frieden wieder gegeben hatte, beschäftigte er sich mit der Verschönerung der Hauptstadt. Sein Sohn, der ersten König von Preußen, setzte das Angefangene fort; ganz vorzüglich aber verdankt Berlin dem großen Friedrich seine Verschönerung und seinen jetzigen Glanz.

Berlin liegt an dem Ufer der Spree, einem Flusse, der nicht breit, aber doch tief genug ist, um ziemlich große Fahrzeuge zu tragen. Die Spree entspringt in der Lausitz, durchströmt Berlin, wo sie mitten in der Stadt eine Insel bildet, und fällt unter den Mauern von Spandau in die Havel. Auf diesem Flusse wird viel Handel getrieben, und die Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln wird durch ihn wesentlich befördert. Die Spree ist auch sehr fischreich; man fängt hier Karpfen, Hechte, Aale, Gründlinge, Stinte, Zanders u. s. w.

Berlin besteht eigentlich aus fünf Städte und vier Vorstädte, die aber so dicht zusammenhängen und so genau mit einander verbunden sind, daß sie nur eine Stadt ausmachen. Diese schließt einen beträchtlichen Flächen-Raum ein, so daß ihr Umfang beynah dritthalb Meilen beträgt; wobey jedoch bemerkt werden muß, daß innerhalb desselben Gärten, Getreidefelder und unbebaute Plätze liegen.

Die mehresten Häuser in Berlin sind jetzt massiv; größtentheils sind sie drey, vier und sogar fünf Stockwerk hoch, regelmäßig und mit Geschmack gebaut. Insbesondere in der Friedrichs- und Dorotheen- oder Neustadt sind die Straßen symmetrisch angelegt, sehr lang, breit und mit schönen Häusern geschmückt, die ununterbrochen auf einander folgen, und einen herrlichen Anblick gewähren. Dieß kann man vorzüglich von der Leipziger-, der Friedrichs- und der Wilhelms-Straße rühmen. Das Straßenpflaster ist sehr gut, ob es gleich bey Berlin an Steinbrüchen fehlt; der erfinderische Geist Friedrichs des Großen hat diesen Mangel dadurch, abzuhelfen gewußt, daß er allen Schiffen, welche die Elbe herauf fuhren, befahl, eine Quantität Steine um Magdeburgischen einzuladen, und sie ohne weitere Vergütigung mit nach Berlin zu bringen.

Das Klima in Berlin ist zwar nicht rauh, aber sehr veränderlich. Die Winde, die hier häufig wehen, kühlen oft schleunig die Luft ab, und verursachen nachtheilige Erkältungen. Ueberdieß nimmt der Wind, indem er die Sandfelder, welche Berlin umgeben, durchstreicht, eine austrocknende Kraft an, welche den hiesigen Aufenthalt für Personen, die eine schwache Brust haben, gefährlich macht. Daher gehören Lungenschwindsuchten hier zu den gewöhnlichen Krankheiten, und man hat mich versichert, daß 1802 vierzehnhundert vier und zwanzig Personen an diesem Uebel gestorben seyn sollen. Im Allgemeinen ist jedoch das Verhältniß der Gebornen zu den Gestorbenen ziemlich beruhigend, da sich aus den Todtenlisten ergiebt, daß im Durchschnitt von dreyßig Menschen etwa einer stirbt. Man schätzt die Zahl der Einwohner von Berlin ungefähr auf hundert zwey und funfzig Tausend.

Die Berliner haben in ihrem Aeußern wenig ausgezeichet Charakteristisches. Die Männer sind in der Regel groß und wohlgewachsen; die meisten Frauenzimmer haben blondes oder kastanienbraunes Haar; sie sind von mittler Größe, aber gut gewachsen, und haben schöne Farben.

Die Einwohner von Berlin sind ein Gemisch von mehreren Nationen. So findet man hier Deutsche, die ursprünglichen Einwohner, eine französische Kolonie, oder die Abkömmlinge der französischen Eingewanderten, eine böhmische und jüdische Kolonie u. s. w.

In Berlin wird viel Bier und Branntwein verzehrt. Beide sind das gewöhnliche Getränk; denn da die Mark keinen Wein hervorbringt, mithin derselbe sämmtlich aus dem Auslande gezogen werden muß, so ist er außerordentlich theuer.

Demjenigen, der aus dem Norden von Europa nach Berlin kömmt, fallen die viele großen und schönen Gegenstände sehr auf, die er hier überall erblickt. Er passirt die wohlgebaute Königsstraße, die vormals die Georgenstraße hieß, und jenen Namen zum Andenken an den feierlichen Einzug Friedrichs des Ersten führt, als er nach seiner Krönung von Königsberg zurückkehrte. Die Regelmäßigkeit, geschmackvolle Bauart und Höhe der hier befindlichen Häuser, die an den Seiten derselben befindlichen Nebenwege für Fußgänger, die Menschenmenge, welche hier fortwährend in Bewegung ist, und die hier befindlichen, mit Waaren aller Art gefüllten Kaufmanns-Gewölbe, ziehen die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich und erinnern ihn an Paris. Wenn man an die lange Brücke kömmt, wird man durch die vortreffliche Bildsäule zu Pferd des Kurfürsten Friedrich Wilhelms des Großen angenehm überrascht. Diese bronzene Staue ist ein Meisterwerk der Kunst. Sie ward von dem Sohn des großen Kurfürsten, König Friedrich dem Ersten, im Jahre 1703 errichtet. Der Kurfürst ist im römischen Kostum und hält einen Kommando-Stab in der rechten Hand. Das Fußgestelle dieser Bildsäule ist von weißem Marmor. Außer einigen Basreliefs, sind vier gefesselte Sklaven aus Bronze angebracht.

Die lange Brücke führt nach dem geräumigen Schloßplatze, an welchem mehrere ansehnliche Häuser stehen, und der einen trefflichen Anblick gewährt. Rechts erhebt sich das Schloß, ein sehr bedeutsames, in einem grandiosen Styl errichtetes Gebäude, das sich sogleich als die Wohnung eines mächtigen Regenten ankündigt. Es hat die Gestalt eines Trapeziums. Von der einen Seite hat er die Ansicht nach dem Schloßplatze, von der entgegenstehenden nach dem Lustgarten; die beiden andern Seiten führen nach der Spree und der Schloßfreyheit, einer Reihe dem Schlosse gegenüber gelegener großer und schöner Häuser. Der untere Theil des Daches ist von einer mit Statuen verzierten Balustrade umgeben. Das Schloß ward allmählig und zu verschiedenen Zeiten gebaut; daher hat es einige Mängel in Hinsicht der Symmetrie, die jedoch den erhabenen Total-Eindruck nicht schwächen. Die Façade nach der Spree-Seite ist das einzige Ueberbleibsel von de alten Residenz der Kurfürsten. König Friedrich der Erste, und sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm der Erste, ließen die drey andern Façaden neu erbauen. Erst im Jahre 1716 ward das Ganze fertig.

Friedrich der Große that wenig für das Schloß; der letztverstorbene König aber trug viel zur Verschönerung desselben, durch prächtige Meublirung und Ausschmückung der Zimmer, bey.

An drey Façaden des Schlosses sieht man schöne Portale, unter denen sich das nach der Schloßfreyheit belegene auszeichnet. Es ist dem Triumphbogen des Septimius Severus in Rom nachgebildet. Der Verfertiger desselben war ein berühmter Baumeister, Namens Schlüter. In einem Pilaster dieses Portals findet man eine Windeltreppe von hundert und sieben und funfzig Stufen, die aus dem Kellergeschoß des Schlosses bis unter das Dach desselben führt. Hier laufen die Röhren einer hydraulischen Maschine, die aus der Gegend der Werderschen Mühlen das Wasser in drey große über dem Portal angebrachte Behälter leitet. Durch diese Vorrichtung sind, für den Fall einer unvermuthet ausbrechenden Feuersbrunst, stets sieben Tausend Tonnen Wasser vorräthig.

Das Innere des Schlosses entspricht seinem Aeußern; fast alle Zimmer sind prächtig und geschmackvoll eingerichtet. Ich kann mich auf ihre detaillirte Beschreibung nicht einlassen, und nenne nur, als die merkwürdigsten, die Zimmer Friedrich Wilhelms des Ersten, die des letztverstorbenen Königs, den Thron-, Konzert-, Ordens-, Speise-, Schweizer-, weißen und Ritter-Saal, die Gemälde-Gallerie u. s. w. Auf dem Schlosse werden auch das Curiositäten- und Naturalien-, so wie das Antiken- und Medaillen-Kabinet aufbewahrt.

Diese Sammlungen, welche sich unter der Aufsicht des königlichen zweyten Bibliothekars, Herrn Henry, befinden, enthalten viel Merkwürdiges.

In dem ersten der oben genannten Kabinete findet man allerlei aus Elfenbein und Bernstein verfertigte Kunstwerke; eine Sammlung von Seltenheiten aus China, Japan, Amerika und den Südsee-Inseln, mehrere aus Wachs geformte Kunstwerke; z. B. die Statuen des großen Kurfürsten, König Friedrichs des Ersten, und anderer preußischen Regenten; ferner viele Alterthümer, z. B. Urnen und Götzenbilder, die in der Mark gefunden worden; das Modell eines englischen Schiffes und einer von Peter dem Großen zu Sardam verfertigten Windmühle; Toiletten mit vielen Edelsteinen; der berühmte pommersche Schrank Philipps des Zweyten, der im Jahre 1606 von vier und zwanzig Augsburger Künstlern verfertigt wurde. u. s. w.

Das Naturalien-Kabinet ist sehr reichhaltig; vorzüglich bedeutend ist der Vorrath von seltenen Mineralien. Besonders merkwürdig war mir ein Stück Holz, dessen Zwischenräume mit Bernstein ausgefüllt waren, weil dadurch der vegetabilische Ursprung dieses Harzes außer Zweifel gesetzt wird. Aus dem Pflanzenreiche sind viele Seltenheiten hier; vor allen aber sind die zoologischen Vorräthe sehenswerth. Ich erwähne nur der vom verstorbenen Doctor Bloch herrührenden zahlreichen Sammlung von Fischen, deren man hier achthundert und funfzig Arten findet, von welchen fünfhundert und zwanzig in Weingeist aufbewahrt, und die übrigen theils getrocknet, theils ausgestopft sind.

Das Antiken- und Medaillen-Kabinet übergehe ich mit Stillschweigen, da beide, als ich sie besah, in großer Unordnung waren. Herr Henry bedauerte sehr den Verlust einiger seltnen und trefflichen Medaillen, die nach Paris geschafft worden waren.

Der dem Schlosse nordwestlich liegende Lustgarten ist eigentlich ein viereckigter freyer Platz, der zum Exerzierplatze dient, und von einer schönen Allee von Kastanien und Pappeln eingefaßt ist. in dieser Allee, dem Schlosse gegenüber, steht eine Bildsäule des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, eines der Schöpfer der preußischen Infanterie. Diese Statue von weißem karrarischen Marmor ist mit Basreliefs und Inschriften geschmückt. Der Verfertiger dieses Kunstwerkes ist der Bildhauer Schadow.

Auf demselben Platze steht auch die Domkirche, die unter Friedrich dem Zweyten erbaut wurde. Sie ist ein ansehnliches Gebäude, dessen Portal sechs ionische Säulen schmücken. Ueber der Attika dieses Portals erhebt sich ein Thurm, dessen Kuppel von korinthischen Säulen getragen wird. In dieser Kirche ist das Erbbegräbniß der königlichen Familie.

Wenn man über die Hundebrücke geht, sieht man ein anderes herrliches Gebäude. Die Trophäen, womit es geschmückt ist, und die über jedem Fenster angebrachten Helme charakterisiren es als das Zeughaus, eins der trefflichsten Meisterwerke der Baukunst in Berlin. Es bildet ein Viereck von zweyhundert achtzig Fuß Höhe, und hat eine große Ausdehnung.

Die Außenseite dieses Gebäude weiset durch die Embleme des Sieges auf die Macht seines Besitzers; das Innere desselben erweckt andere Ideen. Hier zeigt es sich, daß dieser majestätische Pallast nur die Rüstkammer des Todes ist. Die im innern Hofe des Zeughauses befindlichen ein und zwanzig Larven, stellen mit großer Wahrheit im Ausdruck die verschiedenen Grade der Todesangst Sterbender vor. Ueber der Hinterthüre sieht man eine allegorische Abbildung der Reue, deren Haupt mit Schlangen umwunden ist. Der berühmte Schlüter hat alle diese Kunstwerke verfertigt. Gewiß hat niemals ein Künstler eine philosophischere Idee würdiger ausgeführt.

Als ich das Zeughaus sah, war es da sehr lebhaft. Die Franzosen waren mit großer Thätigkeit darin beschäftigt. Die weitläuftige Gallerie, wo die Schmiede arbeiteten, gewährte einen wirklich malerischen Anblick, durch die rastloser Bewegung vieler Arbeiter, das Getöse der Hammerschläge, das rothglühende Eisen, und die Flamme, welche das Ganze verzehren zu wollen schien.

Die Dorotheen- oder Neustadt ist eins der schönsten Viertel von Berlin. Der große Kurfürst ließ es erbauen, und gab ihm jenen Namen zu Ehren seiner Gemahlin.

Ueber ein wohlgebaute Brücke kommt man nach dem Opern-Platz. Hier hat man wieder einen herrlichen Anblick. rechts sieht man den Pallast des Prinzen Heinrich, links das prachtvolle Opernhaus und Bibliothek-Gebäude, und im Hintergrunde die katholische Kirche. Geradeaus blickt das erstaunende Auge, so weit es sehen kann, die Linden-Allee herunter, die bis zum Brandenburger-Thore reicht, einem Denkmahle der Baukunst, das der Griechen und Römer würdig wäre.

Der Pallast des Prinzen Heinrich ist ein weitläufiges Gebäude, hinter welchem ein Garten liegt. In diesem Pallast wird eine vollständige Sammlung aller sibirischen Mineralien aufbewahrt, mit welcher der Kaiser Alexander dem jetzt regierenden Könige ein Geschenk gemacht hat. Es ist mit leid, daß ich diese vortreffliche Sammlung nicht habe sehen können. Die Decke der Gallerie, wo sie aufbewahrt ward, war im Frühjahr 1806 so schadhaft geworden, daß man sich genöthigt sah, jenes Mineralien-Kabinet einzupacken.

Das Opernhaus, ein großes Gebäude, in der Gestalt eines Parallelogramms, ward von Friedrich dem Großen in einem vortrefflichen Style erbaut. Ueber der Haupt-Façade ist ein Säulengang von sechs korinthischen Säulen angebracht, zu welchem man auf zwey Erhöhungen heran steigt. Diese Façade ist mit den Statuen des Apollo, der Melpomene und Thalia geschmückt. Man sieht hier auch ein Basrelief, auf welchem ein, dem Apollo dargebrachtes Opfer abgebildet ist, mit folgender Inschrift:

Fridericus Rex, Apollini et Musis.

Das Innere im Opernhause ist sehr schön. Der erste Rang Logen wird von Caryathiden, der zweyte und dritte von Konsolen, die mit Gyps bekleidet sind, getragen. Die große königliche Loge ist dem Theater gerade gegenüber. Dieses Theater kann ungefähr sechs Tausend Zuschauer fassen. Es werden hier ausschließlich italiänische Opern während der Karnevals-Zeit gespielt. Hier ist auch ein großer schöner Koncert-Saal.

Das Bibliothek-Gebäude liegt dem Opernhause gegenüber, und ward im Jahre 1775 von Friedrich dem Großen erbaut, der an das Frontispiz der Façade nachstehende Inschrift setzen ließ:

Nutrimentum spiritus.

Die Bibliothek ist eine der zahlreichsten in Europa. Sie besteht aus mehreren einzelnen Bücher-Sammlungen berühmter Männer, die allmählig zusammen gekauft worden sind, hauptsächlich den Bibliotheken des gelehrten Spanheim, des Doktors Roloff, des Doktors Möhsen, des Obristen Quintus Icilius, des ältern Forster u. s. w. Späterhin hat man noch die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, und die des Prinzen Heinrich damit vereinigt.

Man bewahrt im Bibliothek-Gebäude viele Merkwürdigkeiten auf, z. B. eine chinesische Buchdruckerey, die erste, durch Otto von Gericke erfundene Luftpumpe, nebst den beiden von diesem Physiker verfertigten so genannten Magdeburger Halbkugeln, eine alte Schrift in Wachstafeln gegraben, eine indische Schrift auf Papyrus, eine beträchtliche Sammlung geographischer Karten, einen vortrefflich geschriebenen Koran, ein Manuscript Luthers, das Werk des Albertus magnus, an eine Kette gelegt, u. s. w.

In einem an die Bibliothek stoßenden Hause ist ein geräumiges Zimmer, wo man sich Bücher geben lassen, sie lesen, und Auszüge daraus machen kann. Bibliothekare sind die Herren Biester und Henry.

Die katholische Kirche ist in einem sehr edlen Styl nach dem Muster der Rotunda in Rom erbaut. Man sammelte zu diesem Bau von 1747 bis 1773 eine Kollekte. Die Kuppel dieser Kirche ruht auf vier und zwanzig korinthischen Säulen, und ist mit Statuen umgeben. Das Innere dieser Kirche ist grandios und einfach.

Die Linden sind eine angenehme, viel besuchter Spatziergang; sie sind mit eisernen Stäben eingefaßt, die in Granitblöcke befestigt sind. Auf beiden Seiten sind breite Straßen, an welchen treffliche Häuser stehen, für Fuhrwerke. Die Linden können ungefähr sechszehnhundert Fuß lang und funzig Fuß breit seyn.

Das Brandenburger Thor besteht aus einer Kolonnade von zwölf großen kannelirten korinthischen Säulen, die vier und vierzig Fuß hoch sind, und fünf bis sechs Fuß im Durchmesser haben. Auf jener Seite sind deren sechs, so daß fünf Durchgänge entstehen, an welchen eiserne Gitter angebracht sind. Dieses Thor ward im Jahre 1790 nach der Angabe des Oberbauraths Langhaus erbaut, der die Idee dazu von dem Propyläum zu Athen entnommen hatte.

An der Attika dieses Thors sieht man ein Basrelief, welches den Markgrafen Albrecht Achilles vorstellt, wie er in der Schlacht bey Nürnberg dem Feinde mit eigener Hand eine Fahne entreißt. Die Basreliefs der Zwischenräume stellen den Kampf der Centauren und Lapithen vor. Ueber dem Thore sah man sonst ein Viergespann, den Triumph und den Frieden abbildend; dieses Monument ist aber nach Paris gebracht worden.

Wenn man sich die ruhmvolle Periode Friedrichs des Großen, und den denkwürdigen siebenjährigen Krieg, den er mit eben so viel Einsicht als Energie und Glück führte, ins Gedächtniß zurückrufen will, so muß man den Wilhelms-Platz besuchen, den man als das Pantheon der preußischen Helden ansehen kann.

Dieser Platz ist mit fünf Statuen von weißem Marmor geschmückt, deren jede mit einem eisernen Gitter eingefaßt ist. Die erste stellt den Feldmarschall Grafen Schwerin vor, in römischer Kleidung mit der Fahne in der Hand, die er in der Prager Schlacht am 6ten März 1757 ergriff. Der General-Lieutenant von Winterfeld, der am 9ten September 1757 in dem Gefechte bey Moys in der Oberlausitz umkam, ist gleichfalls in römischem Kostum dargestellt. Er lehnt sich an eine Eiche, und ergreift mit der Hand den Degen. Der Feldmarschall Keith, der bey dem bekannten Ueberfall bey Hochkirch am 14ten October1758 das Leben verlor, ist, so wie der General der Kavallerie, Seidlitz, der 1773 starb, mit der Uniform seines Regiments bekleidet. Den höchsten werth als Kunstwerk hat die Statue des Generals der Husaren, Ziethen, eines Lieblings Friedrichs des Großen, und eines der tapfersten preußischen Helden. Er ist dargestellt, wie er die Hand an das Kinn legt; eine Stellung, die er bey tiefen Nachdenken anzunehmen pflegte. Der Wilhelms-Platz ist mit schönen Häusern umgeben, unter welchen der Pallast des Prinzen Ferdinand von Preußen sich auszeichnet.

Der Wilhelms-platz wird hauptsächlich nur durch die historischen Denkmähler, die ihn schmücken, interessant; der Gensd'armes-Markt zieht durch andere Vorzüge das Erstaunen und die Bewunderung aller Fremden auf sich. Auf einem großen viereckigten Platze, der auf jeder Seite von einer breiten und schönen Straße durchschnitten wird, sieht man das neue Schauspielhaus, ein sehr elegantes Gebäude zwischen zwey Kirchen von vollkommen gleicher Bauart. Jede ist mit einem ansehnlichen Thurm geschmückt, auf welchem eine kupferne vergoldete Statue steht, die den Triumph der Religion vorstellt. Diese beiden Kirchen sind nach dem Modell der reformirten Kirche zu Charenton gebaut, die bey dem Widerruf des Edikts von Nantes zerstört wurde. Die Thürme ließ Friedrich der Zweyte erst im Jahr 1780 aufführen.

Berlin besitzt noch ein Monument von vorzüglichem Werthe. Dieß ist das Mausoleum des Grafen von der Mark, eines natürlichen Sohns des letztverstorbenen Königs; es ist in der Dorotheenstädter Kirche befindlich.

Man sieht den jungen Grafen auf einem Sarkophag von Marmor ruhen; der Helm ist seinem Haupte entfallen und liegt neben ihm; der Degen entsinkt seiner kraftlosen Hand. Den Sarkophag schmücken mehrere Basreliefs. Das auf der Vorderseite stellt Minerva, das Emblem der Weisheit, vor, die im Begriff ist, den jungen Grafen zu unterrichten. Die Zeit entreißt ihn unerbittlich den Armen seiner Lehrerin, und führt ihn dem Todtenreiche zu. Auf der rechten Seite des Sarkophags sieht man den Tod in der Gestalt eines Jünglings, der mit der einen Hand die Fackel auslöscht, und in der andern einen Kranz verwelkter Rosen hält, worauf ein Schmetterling sitzt: ein Emblem der Psyche, die der sterblichen Hülle entschwebt. Links lehnet sich der mit Mohn bekränzte Schlaf, der Zwillingsbruder des Todes, an einem Baumstamm; zu seinen Füßen sprießen Mohnblumen. Auf der Rückseite des Sarkophags lieset man eine von Ramler verfertigte Grabschrift. -- Die Schönheit dieses Grabmahls wird noch durch eine Gruppe der drey Parzen erhöht, welche sich über demselben in einer großen verschlossenen Nische befindet. Klotho lieset in dem Buche des Schicksals, Lachesis hält die Spindel, und scheint Atropos flehentlich zu bitten, indem diese langsam und gleichsam wider Willen den Lebensfaden des jungen Grafen durchschneidet. Berlin verdankt dieses Kunstwerk dem berühmten Bildhauer Schadow.


Anne Louise Germaine de Staël.[]

[5]

Berlin.

Berlin ist eine große Stadt, mit breiten geraden Straßen, schönen Häusern, und von regelmäßiger Bauart. Da sie größtentheils neu gebaut ist, so finden sich wenige Spuren älterer Zeiten. Unter den modernen Gebäuden erheben sich keine gothische Monumente, und das Neue wird in diesem neugebildeten Lande auf keinerlei Weise durch Altes unterbrochen und eingezwängt. Was kann aber, wird man sagen, sowohl in Hinsicht der Gebäude, als der öffentlichen Einrichtungen, besser seyn, als durch Ruinen nicht gehemmt zu werden? Ich, für meinen Theil, würde mir in America neue Städte und neue Gesetze wünschen; dort sprechen Natur und Freiheit laut genug zur Seele, um die Erinnerungen entbehrlich zu machen; aber auf unserem alten europäischen Boden müssen wir auf Spuren der Vergangenheit stoßen. Berlin, diese ganz moderne Stadt, so schön sie immer seyn mag, bringt keine feierliche, ernste Wirkung hervor, sie trägt das Gepräge weder der Geschichte des Landes noch des Characters der Einwohner; und die prächtigen neu aufgebauten Gebäude scheinen bloß für die bequeme Vereinigung der Vergnügungen und der Industrie bestimmt zu seyn. Die schönsten Palläste von Berlin sind von gebrannten Steinen; kaum wird man in den Portalen und Triumphbögen Quaderstücke auffinden. Preussens Hauptstadt gleicht Preussen selbst; Gebäude und Einrichtungen zählen nur ein Menschenalter, und nichts darüber, weil sie einen Menschen zum Urheber haben.

Der Hof, dem eine schöne tugendhafte Königin vorstand, war zu gleicher Zeit impotent und einfach; die königl. Familie theilte sich gern der Gesellschaft mit, mischte sich mit Würde in die Zirkel der Nation, und fand in alle Herzen Eingang, weil sie mit dem Begriff des Vaterlandes zusammenschmelzen. Der König hatte Männer, wie J. von Müller, Ancillon, Fichte, Humboldt, Hufeland und eine Menge anderer, die sich in allen Gattungen auszeichneten, in Berlin vereinigt; alle Elemente einer liebenswürdigen Gesellschaft, einer starken Nation, waren da; aber noch waren diese Elemente nicht gegen einander abgewogen, nicht mit einander verbunden. Gleichwohl galt der Geist, mehr und allgemeiner in Berlin als in Wien; der Held des Landes, Friedrich II. war zu seiner Zeit ein unendlich geistreicher Kopf gewesen; und so kam es, daß der Abglanz seines Namens noch alles schätzen und lieben ließ, was ihm ähnlich seyn konnte. Maria Theresia ließ zu ihrer Zeit keinen solchen Eindruck in Wien zurück, und was bei ihrem Nachfolger Joseph für Geist hätte gelten können, schreckte sie von der Sucht ab, geistreich seyn zu wollen.

Dem Schauspiel, das Berlin gewährte, kam in Deutschland kein andres gleich. Berlin, im Mittelpunkt des nördlichen Deutschlands, kann sich als den Brennpunkt der Aufklärung und des Lichts betrachten. Wissenschaften und Künste sind im Flor, und bei den Mittagstafeln, wozu bloß Männer geladen werden, bei Ministern, Gesandten xc. findet die Abstufung des Ranges, die dem Verkehr in Deutschland so nachtheilig ist, nicht statt; Männer von Talent aus allen Classen treffen hier zusammen. Dieses glückliche Gemisch erstreckt sich aber noch nicht bis auf die Frauen; es giebt mehrere unter ihnen, deren Reize und Seeleneigenschaften alles an sich ziehen, was sich in Berlin auszeichnet; aber hier sowohl, als im übrigen Deutschland, ist die Gesellschaft des weiblichen Geschlechts mit der männlichen noch nicht innig genug verwebt. Der größte Reiz des Lebens besteht in Frankreich, in der Kunst, die Vorzüge vollkommen in einander zu fügen, die aus der Verbindung des männlichen und weiblichen Geistes für die gesellschaftlichen Verkehr entspringen können. In Berlin schränkt sich die Unterhaltung der Männer fast bloß auf Männer ein; der Kriegsstand theilt ihnen eine Art von Rauheit mit, die es ihnen zum Bedürfniß macht, sich dem Zwang einer Gesellschaft mit Frauen nicht zu unterwerfen.

Wenn es, wie in England, große politische Gegenstände abzuhandeln giebt, waltet in männlichen Zirkeln immer ein edles allgemeines Interesse ob; aber in Ländern, wo es keine repräsentative Regierung giebt, ist die Gegenwart der Frauen nothwendig, um die Gefühle zart und rein zu erhalten, denn ohne diese Zartheit und Reinheit geht die Liebe zum Schönen verloren. Der Einfluß der Frauen ist für die Krieger noch dienlicher als für die Bürger; die Gesetze können ihrer eher entbehren, als die Ehre; sie allein erhalten in einer rein militärischen Monarchie den Geist des Ritterthums. Das alte Frankreich verdankte seinen ganzen ehemaligen Glanz jener Gewalt der öffentlichen Meinung, die sich auf das Uebergewicht der weiblichen Urtheile und Aussprüche gründet.

Die Gesellschaft in Berlin bestand nur aus wenig Männern; und gerade die kleine Anzahl derselben dient dazu, sie zu verwöhnen, denn sie benimmt ihnen den Antrieb, das Bedürfniß, die Unruhe zu gefallen. Die Militärs, die einen Urlaub von einigen Monaten erhielten, und diese in der Hauptstadt zubrachten, waren mehrentheils auf Bälle bedacht, oder am Spieltisch beschäftigt. Die Vermischung beider Sprachen war der Unterhaltung nachtheilig, und die großen Assembleen hatten nicht mehr Interesse in Berlin als in Wien; ja, in allem, was Bezug auf das Aeußere der Hofsitte hat, muß man Wien den Vorzug vor Berlin einräumen. Dagegen machte in den letzten Jahren die Preßfreiheit, der Verein geistreicher Männer, die Kenntniß der deutschen Sprache und Literatur, die sich allgemein verbreitet hatte, Berlin zur wahren Hauptstadt des neuern, des aufgeklärten Deutschlands. Die französischen Religions-Flüchtlinge schwächten zum Theil die vollkommen deutsche Richtung, deren Berlin fähig ist; in ihnen fand sich noch eine abergläubische Ehrfurcht vor dem Jahrhunderts Ludwigs XIV.; ihre Begriffe von Literatur, anstatt aus dem fernen Lande Zuwachs zu erhalten, aus welchem ihre Väter sie mitgebracht hatten, schrumpften ein und trockneten aus. Dessen ungeachtet würde Berlin eine bedeutende Herrschaft über den öffentlichen Geist in Deutschland gewonnen haben, wenn, ich wiederhole es, man nicht gegen die Verachtung, die Friedrich der deutschen Nation bewiesen, Empfindlichkeit im Herzen bewahret hätte!

Philosophische Schriftsteller haben sich häufig Vorurtheile gegen Preussen erlaubt; sie nannten Preussen eine geräumige Caserne, und unter diesem Gesichtspunkte konnte es unmöglich Werth für sie haben, was in Preussen wahrhaft interessirt, ist die Aufklärung, das Gefühl des Rechts, der Geist der Unabhängigkeit, die man in einer Menge Menschen von allen Classen antrifft; noch waren aber diese schönen Eigenschaften nicht eng mit einander verbunden. Der neu zusammengesetzte Staat beruhete weder auf der Zeit, noch auf dem Volke.

Die in Deutschland allgemein eingeführte erniedrigenden körperlichen Strafen im Militär, erstickten den Keim der Ehre im Herzen des Kriegers; alles, was im Kriegsstand zu Gewohnheit geworden, ist dem preußischen Kriegsgeiste eher nachtheilig als gedeihlich gewesen; diese Gewohnheiten beruhten auf alten Grundsätzen, die das Heer von der Nation trennten, da es in unsern Zeiten keine wahrhafte Kraft, als im Nationalcharacter, giebt. Diese Character ist in Preussen edler und hochfliegender, als man es aus den letzten Ereignissen schließen sollte; und "der glühende Heldenmuth des unglücklichen Prinzen Louis läßt auf seine Waffenbrüder noch einige Stralen von Ruhm zurückfallen."


Reiserouten durch Deutschland.[]

[6]

18) Von Berlin nach Breslau.
19) Andere Route von Berlin nach Breslau.
20) Von Berlin nach Wesel.
21) Von Berlin nach Dresden.
22) Von Berlin über Burg nach Magdeburg und Halberstadt.
23) Von Berlin nach Hamburg.
24) Von Berlin nach Braunschweig und Hannover.
25) Von Berlin nach Leipzig.
26) Von Berlin nach Stettin und Stralsund.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Vermischte Nachrichten. [7]

Im Anfange des Jahrs 1806 beschäftigten die Webereyen in Berlin 9920 Stühle (im Jahr 1805, wo ihre Anzahl sich am höchsten belief, waren 10,283), bey welchen man 40,016 Arbeiter jedes Alters und Geschlechts rechnete, mit Einschluß derjenigen, welcher ausserhalb der Stadt für die Berliner Fabriken beschäftigt waren. Das verarbeitete Material ward auf 3,518,717 Thaler, und das Arbeitslohn auf 2,657,702 Thaler angeschlagen. Bey den übrigen Fabrikanstalten wurden 6383 Arbeitsleute gezählt, und bey den zünftigen Gewerken, welche ganz oder zum Theil für den Handel arbeiten, 12,305 Meister, Gesellen und Lehrlinge.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Wanderungen durch die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Italien in den Jahren 1793 und 1794. Leipzig, 1796. bei Voß und Kompagnie.
  3. Dr. Johann Friedrich Droysen's Bemerkungen gesammelt auf einer Reise durch Holland und einen Theil Frankreichs im Sommer 1801. Göttingen bey Heinrich Dieterich. 1802.
  4. Meine Berufsreise durch Deutschland, Preußen und das Herzogthum Warschau, in den Jahren 1805, 1806, 1807 und 1808. Von J. P. Graffenauer, Doktor der Arzneygelahrtheit, vormaligem Arzte bey der großen französischen Armee, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitgliede. Chemnitz, bey Carl Maucke. 1811.
  5. Deutschland. Von Anne Germaine, Baronin von Staël Holstein. Aus dem Französischen übersetzt. Reutlingen, in der J. J. Mäcken'schen Buchhandlung. 1815.
  6. Der Passagier auf der Reise in Deutschland und einigen angränzenden Ländern, vorzüglich in Hinsicht auf seine Belehrung, Bequemlichkeit und Sicherheit. Ein Reisehandbuch für Jedermann von Kriegsrath Reichard, aus Verfasser des Guide des voyageurs en Europe. Berlin, 1806. Bey den Gebrüdern Gädicke.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 77. Freytag, den 29. März 1812.
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