Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Artillerie.[]

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Artillerie. Das schwere Geschütz, nebst der Mannschaft, welche dasselbe bedient heißt im Ganzen genommen Artillerie, die Soldaten Artilleristen. Sie wird eingetheilt in schwere, leichte, Belagerungs- und reitende Artillerie. Bey der reitenden Artillerie hat die Mannschaft Pferde, spiringt, sobald abgeprotzt ist, ab, und setzt sich wieder auf, wenn weiter marschiert wird, welches sehr schnell geht. Die Garnisonsartillerie bleibt in den Festungen, indeß die Feldartillerie ausmarschirt. Im Exercitium der Feld- und Festungsartillerie ist ein Unterschied.


Von der Artillerie.[]

1. Die Artillerie begreift die Kunst, des Schießpulvers sich mit Vortheil zum Angriffe oder zur Vertheidigung zu bedienen, theils durch Geschütz, theils durch Minen. Wie man es zur Belustigung der Augen anwenden könne, lehrt die Lust-Feuerwerkerkunst. Auf dieses kostbare Spielwerk brauche ich aber nicht mich hier einzulassen.

2. Das Schießpulver ist eine Mischung von wohl geläutertem Salpeter, sehr reinem Schwefel und gehörig ausgebrannten Holzkohlen. Diese Bestandtheile müssen fein zertheilt und innig vermengt seyn. Man nimmt zu 6 Theilen Salpeter einen Theil Schwefel und einen Theil Kohlen, zu 75 Theilen Salpeter 10 Theile Schwefel und 15 Theile Kohlen, oder wählt auch noch andere Verhältnisse. Diese vermischte Masse wird in der Pulvermühle (Mechanik $. 101.) gestampft, und dabey oft mit Wasser angefeuchtet, wenigstens 24 Stunden lang, Pirsch- oder Jagdpulver etwas länger. Hierauf wird es gekörnet, daß ist, durch ein Sieb getrieben, in welchem es mit einer hölzernen Scheibe beschwert, und geschüttelt wird. Darauf wird es vollends getrocknet. Das feinste Pulver wird durch das Umdrehen einer nicht voll gefüllten Tonne, durch welche der Länge nach eine Stange geht, polirt, und jedes Korn besser geründet. *)

*) Die Art, wie das Schießpulver durch Entzündung auseinander fliegt, und in einem eingeschlossenen Raume so wirksam wird, ist in der Naturlehre, 516, erklärt.

3. Das Geschütz ist entweder grobes Geschütz, welches besondere unterlagen nöthig hat, oder kleines Gewehr. Vor der Erfindung des Schießpulvers bediente man sich, um große Steinmassen oder schwere Spieße fort zu treiben, der Ballisten und Katapulten, die durch starke, mit Winden angespannte, Seile oder Sehnen ihre Kraft äußerten.

4. Das grobe Geschütz wird eingetheilt, in Kanonen, Haubitzen und Mörser. Die Kanonen treiben massive Kugeln nach horizontaler, oder einer von derselben nicht viel abweichenden Richtung, die Mörser Hohle, nach einer oft sehr erhöheten, nie nach einer horizontalen. Jene sind gegen ihre Dicke lang, diese kurz. Die Haubitzen sind eine Mittelgattung. -- Nach der Lage, in welcher man sich des groben Geschützes bedient, theilt man es ein in Feld-, Festungs- und Belagerungs-Artillerie. Die letztere ist die schwerste.

5. Die Höhlung des Pulvergeschützes heißt bey dem kleinen Gewehre der Lauf, bey dem groben Geschütze die Seele. Die Öffnung vorn heißt die Mündung, ihre Durchmesser der Kaliber des Stücks. Der Durchmesser oder der Kaliber der Kugel ist etwas kleiner. Der Unterschied des Durchmessers der Kugel und der Mündung heißt der Spielraum (vent).


Quellen und Literatur.[]

  • Encyclopädie, oder zusammenhängender Vortrag der gemeinnützigsten, insbesondere aus der Betrachtung der Natur und des Menschen gesammelten Kenntnisse. Von Georg Simon Klügel, Berlin und Stettin, bey Friedrich Nicolai. 1809.
  1. Kleines Kriegswörterbuch für Zeitungsleser. von Christian v. Perrin-Parnajon Hauptmann. Jena, in der Crökerschen Buchhandlung 1809.
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